Gründerinnen sind schon eher eine Seltenheit in Deutschland. Anna Kaiser möchte das ändern. Sie setzt bei den Investments an.
Das diverse Image der Gründerszene passt nicht richtig zu der Tatsache, dass der Gründerinnenanteil so übersichtlich ist. Dax-Neuzugänge wie die ehemaligen Start-ups Delivery Hero, HelloFresh, Home24 oder Westwing verringern den Anteil an Frauen in Führungspositionen ganz erheblich, hat die Albright Stiftung ermittelt. Bei nur 10,2 Prozent liegt demnach der Frauenanteil in den Vorständen der 30 Börsenneulinge, die 2016 oder später in die DAX-Indizes aufgenommen worden sind.
Gründerinnen als Ausnahme
Ähnlich sieht es bei den Neugründungen aus. Im ersten Quartal des Jahres 2021 sind in Deutschland 765 Start-Ups gegründet worden. Nur bei 16 Prozent dieser Unternehmen gehören Frauen zur Geschäftsführung. So steht es in dem Statista-Dossier Start-Ups in Zahlen für diesen Zeitraum.
Mit dem Verein Encourageventures möchte Anna Kaiser das ändern. Der Verein fördert gründende Frauen und versteht sich als Netzwerk für Kapitalgeberinnen. Er gründete sich im Herbst 2020. Gut 60 Frauen sind dort organisiert (Stand 18.06.2021).
Männer dominieren Kapitalversorgung
Zu ihrer Motivation sagt Anna Kaiser: "Wir wollen uns nicht weiter darüber beschweren, dass es zu wenig Frauen auf Investorenseite gibt. Wir wollen einfach was ändern." Gerade die Suche nach Kapitalgebenden sei für Frauen besonders schwer. Denn gerade die Kapitalversorgung sei besonders stark männlich dominiert.
"96 Prozent der deutschen Venture-Capital-Unternehmen werden von Männern geführt. Das heißt, man steht immer vor Männern, wenn man in Finanzierungsrunden pitcht."
Anna Kaiser beschreibt das so: "Männer geben gern auch an Männer Geld." Eine größere Zahl von Investorinnen werde quasi automatisch zu mehr Gründerinnen führen, ist Anna Kaiser überzeugt. Es brauche einfach mehr Role-Models und Vorbilder für die Frauen. Das sei dann letztlich ein sich selbst verstärkender Effekt.
"Wenn es mehr Investorinnen gibt, wird es auch mehr Gründerinnen geben. Das wird ein ganz natürlicher Prozess."