Mit "Leisure Suit Larry" hat die deutsche Spieleschmiede CrazyBunch ein berüchtigtes und tot geglaubtes Flirt- und Sexgame der 1980/90er Jahre wieder hervorgekramt. Der neue Teil "Wet Dreams Don‘t Dry" ist aber weder peinlich noch platt, wie man befürchten könnte. Er ist gesellschaftskritisch und ein gutes Adventure, sagt unsere Games-Expertin Jana Reinhardt.
Für Larry ist kein Anmachspruch zu platt, kein Fettnapf zu tief und keine Herausforderung zu groß. Sein Markenzeichen: eine geringe Körpergröße, eine sich deutlich ankündigende Halbglatze, ein weißer Synthetik-Discoanzug und ein unerschütterliches Ego auf der Suche nach seiner Traumfrau.
Neuauflage von Leisure Suit Larry: Gesellschaftskritisch und lustig
Die Rede ist von Larry Laffer, der Hauptfigur der Flirt- und Sexgame-Reihe "Leisure Suit Larry" (in etwa: Freizeitanzug-Larry), von der gerade ein neuer Teil herausgekommen ist mit dem vielsagenden Titel "Wet Dreams Don‘t Dry" (Feuchte Träume trocknen nicht).
"Ich wusste als Kind: Die Serie ist trashig und ein bisschen pornös."
Unsere Games-Expertin Jana Reinhardt war erst mal skeptisch, gibt sie zu. So recht mag das Setting ja auch nicht in die Zeiten von #MeToo passen. "Leisure Suit Larry" fing mal als Gesellschaftskritik an, erinnert sich Jana, bis die letzten Teile der Serie zu peinlichen Softporno-Adventures mit gruseliger 3D-Grafik wurden.
Danach schien die Serie tot. Bis jetzt. Denn das deutsche Studio CrazyBunch hat die Lizenz für die Serie ergattert und wagt einen Wiederbelebungsversuch.
"Mit 'Wet Dreams Don‘t Dry' wird vor allem das moderne Datingverhalten und Social Media ordentlich durch den Kakao gezogen und sogar #MeToo thematisiert."
Der neue Teil ist wieder ein klassisches Point&Click-Adventure. Larry ist noch genau so wie im allerersten Teil, erzählt Jana: "Er baggert immer noch wirklich jede Frau an, die er trifft und die nehmen ihn immer noch nicht ernst." Allerdings wird er aus den 1980ern straight ins 21. Jahrhundert katapultiert und dort mit modernem Flirtverhalten, Social Media und Onlinedating konfrontiert. Und so setzt sich das Game ironisch mit Flirten und Sozialleben der Gegenwart auseinander.
"Freunde des gediegen schlechten Sex-, Pups-, Pimmel- und Fäkalhumors kommen voll auf ihre Kosten."
Der Humor im Spiel hat tatsächlich eher das plumpe Niveau der Vorgänger, berichtet Jana. Aber: Larry hat ganz viele helle Momente, der neue Teil schafft tatsächlich den Spagat seinen Peniswitzen treu zu bleiben, und ein modernes Publikum nicht zu enttäuschen. Dafür haben sich die Entwickler einiges einfallen lassen.
Und Janas Befürchtungen, dass das Spiel sexistisch sein könnte, haben sich nicht wirklich bewahrheitet: "Sex ist eine Humorgrundlage, Sexismus wird aber offen thematisiert und kritisiert." Und auch queere Figuren spielen eine Rolle.
"Die Kombinationsrätsel sind manchmal zu einfach, aber Adventure-Fans werden inhaltlich trotzdem viel Spaß haben."
Janas Fazit: Manchmal ist das Game etwas zu einfach, aber Adventurefans kommen auf ihre Kosten, ebenso wie alte Larry-Fans. Sie findet es beachtlich, wie das Team von CrazyBunch in nur einem Jahr Entwicklungszeit aus der totgesagten und arg angestaubten Serie mit ein paar cleveren Kniffen ein sehr modernes und manchmal fast progressiv-gesellschaftskritisches Spiel gemacht haben.
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