Wenn wir Corona hatten, sind wir dann immun? Eine nicht ganz unwichtige Frage, die nicht eindeutig beantwortet werden kann. Studien zeigen, dass nicht alle, die sich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben, auch Antikörper bilden – also auch nicht immun sind. Wichtig ist aber auch, dass Antikörpertests spezifisch durchgeführt werden, so Wissenschaftsjournalistin Christina Sartori.
Zwei neue Studien haben die Immunität von Corona-Infizierten untersucht. Die eine wurde vom Lübecker Gesundheitsamts veröffentlicht. Die andere kommt vom Universitätsspital Zürich. Beide Studien wurden in Form eines sogenannten Preprint veröffentlicht. Das heißt, dass noch keine anderen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen die Ergebnisse geprüft haben.
Die Ergebnisse seien jedoch sehr glaubwürdig, so Wissenschaftsjournalistin Christina Sartori. "Diesen Verdacht gibt es schon länger: Dass gerade bei den Menschen, bei denen Covid-19 schwach verlaufen ist, zumindest bei einigen, bestimmte Antikörper gegen das Coronavirus nicht gebildet werden."
Dieses Ergebnis wird unterstützt durch eine weitere Studie aus China, die bereits in einer angesehen Fachzeitschrift veröffentlicht und damit auch geprüft wurde. Sie zeige, so die Wissenschaftsjournalistin, dass bei manchen Menschen mit schwachem Covid-19-Verlauf, die Antikörper bilden, die Zahl der Antikörper nach der Erkrankung ziemlich schnell wieder absinkt.
Es gibt verschiedene Antikörper
Ob das bedeutet, dass sich Corona-Infizierte erneut anstecken können, sei noch unklar. Bisher gehe man davon aus, dass Infizierte zumindest für einige Wochen oder Monate immun sind. Darauf deuteten auch Studien mit Affen hin. Außerdem müsste es sonst vermutlich mehr Fälle geben, bei denen sich Menschen ein zweites Mal infiziert haben. Doch bislang sind nur wenige solcher Fälle bekannt – und die genauen Hintergründe noch unklar.
"Im Moment geht man schon davon aus, dass man für einige Wochen und Monate immun ist."
Es gibt dennoch Fälle, bei denen bei Patienten keine Antikörper nachgewiesen wurden. Eine Erklärung könnte sein, dass nicht nur Antikörper vor Infektionen schützen. "Da gibt es noch andere Mitspieler in unserem Immunsystem. Es gibt bestimmte Zellen, die uns ebenfalls schützen können", erläutert Christina Sartori.
Auch Immunzellen spielen eine Rolle bei der Körperabwehr
Deshalb dürfe man nicht ausschließlich die Antikörper im Blick haben. Das Testen von Immunzellen als Reaktion der Körperabwehr sei jedoch sehr aufwendig. Dafür brauche es Studien, breit angelegte Antikörpertests taugten dafür nicht, so die Wissenschaftsjournalistin.
"Es reicht nicht, alleine auf die Antikörper zu gucken. Man muss eben auch auf diese Immunzellen gucken."
Es gibt noch mehr Gründe, um Antikörpertests im Rahmen von Studien umzusetzen. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen können Testpersonen dann genau aussuchen und entscheiden, wer getestet wird und wie oft.
Ebenso können sie darauf achten, welche Antikörper sie untersuchen. Denn es gibt verschiedene. "Es gibt Antikörper, die werden als erstes gebildet, bleiben aber nicht so lange. Dann gibt es Antikörper, die werden erst nach einiger Zeit gebildet und bleiben dafür länger", sagt Christina Sartori.
"Antikörpertests sind nur sinnvoll, wenn sie im Rahmen von Studien gemacht werden."
Diese Fragen zur Körperabwehr sind auch wichtig für die Entwicklung eines Impfstoffes. Sind Antikörper entscheidend für die Reaktion des Immunsystems oder Immunzellen oder beides? Und wie lange hält der Schutz? Darauf braucht es Antworten. Denn es könnte auch sein, dass ein Impfstoff "nur" für einige Monate oder Jahre schützt. Aber immerhin: Es gäbe dann einen Schutz, auch wenn man ihn auffrischen müsste.