In Rio sind seit Freitag Olympische Sommerspiele. Bei der nächsten Ausgabe, 2020 in Tokio, werden es fünf Sportarten mehr sein: Das IOC hat beschlossen, dass dann auch Baseball, Softball, Karate, Skateboard, Surfen und Sportklettern olympisch sein werden. Macht diese Entscheidung Sinn?
Kerstin Ruskowski hat sich bei Skatern auf der Straße umgehört. Ergebnis: Die Begeisterung hält sich in Grenzen.
"Es ist mir ziemlich egal. Ich glaube, Skaten braucht Olympia nicht unbedingt."
Unklarheit herrscht vor allem darüber, wie bei Olympia die Wettbewerbe ablaufen sollen. Skaten sei ein "Mittelding aus Kultur, Lifestyle und Sport" - ähnlich wie Surfen. Und das könne man halt nur schwer in eine Sparte reinpressen.
"Ich glaube, es macht wenig Sinn, weil Skaten kein Wettkampfsport ist. Es ist eher eine Lebenseinstellung."
Skaten sei mehr ein "tägliches Ding" als eine Disziplin, bei der man auf einen bestimmten Zeitpunkt hintrainiert und dann die Leistung abruft.
Wer legt fest, wofür es Punkte gibt?
Außerdem sei es subjektiv, wer was stylisch findet. Es gebe kein objektives System, welcher Trick besser oder schlechter ist als der andere. Andererseits…
"Beim Snowboarden hat es ja auch gut geklappt, ne? Also mal sehen."
Die Skepsis, die man bei diesen Jungs im Skatepark durchhört, sei aber schon sehr typisch für die Szene, sagt Kerstin Ruskowski. Zumindest für die Jungs, die täglich auf der Straße skaten. Andererseits gibt es aber auch die Leute, die sich dafür eingesetzt haben, dass Skaten olympisch wird. Weil es natürlich auch Vorteile bringt, vor allem wirtschaftliche:
- Sportarten, die olympisch sind, bekommen ein größeres Publikum
- Das Publikum kann man dann auch mit Werbung erreichen
- So werden olympische Sportler auch für potenzielle Sponsoren deutlich interessanter
"Wer in Deutschland professionell skaten will, hat es echt schwer, mit seinem Sport Geld zu verdienen."
Die Profis ärgern sich, dass es schon lange keine ernstzunehmenden Contests mehr gibt, sagt Kerstin. Und auch keine wirklich guten Skateparks. All das könnte sich durch die Teilnahme von Skatern bei Olympischen Spielen natürlich ändern.
Ganz ähnlich beim Surfen…
Auch bei den Surfern gehen die Meinungen auseinander. Schließlich ist ja auch Surfen eine Individualsportart: Es geht da auch um Einsamkeit und um eine bestimmte Naturerfahrung, wenn man auf‘s Meer guckt und mit seinem Brett auf die Welle wartet.
"Eine Teamsportart ist Surfen nicht: Wenn es im Wasser zu voll ist, nervt das die meisten Surfer eher."
Einerseits sei es natürlich der Traum eines jeden Sportlers, mal zu den Olympischen Spielen zu fahren, sagt Philipp Kuretzky, der Präsident des Deutschen Wellenreitverbands. Und dass eine so alte Sportart wie das Wellenreiten jetzt endlich die Chance dazu bekomme, sei auch fair. Auf der anderen Seite sieht er in Olympia aber auch eine Gefahr.
"Das Risiko ist der Ausverkauf der Sportart."
Man müsse aufpassen, dass man sich nicht die Butter vom Brot nehmen lasse und dass man seine Sportler auch in gewisser Weise schütze – und zwar vor den Sponsoren, damit die nicht zu viel Einfluss bekommen und sich dadurch der Sport zu sehr verändert.
Verändern müssten sich die nationalen Verbände aber ohnehin. Sie müssten sich professionalisieren und eine Kader- sowie Förderstruktur aufbauen.
Die Aussichten für 2020
Bei den Olympischen Spiele in vier Jahren sollen pro Land jeweils nur die zwei besten SurferInnen und die zwei besten SkaterInnen an den Start gehen. Sind die deutschen TeilnehmerInnen (bis dahin) überhaupt konkurrenzfähig? Professionelle deutsche Skater gibt es zum Beispiel nur ganz wenige. Da müsste also noch eine ganze Menge an Förderung passieren.
Bei den Surfern sieht es schon etwas besser aus, glaubt Philipp Kuretzky. Der Verbandspräsident findet, dass es in Deutschland schon ein ziemliches Potenzial gibt. Was durchaus bemerkenswert ist, wenn man bedenkt, dass man an deutschen Küsten nicht gerade perfekte Wellen vorfindet. Deswegen trägt der Deutsche Wellenreitverband seine Deutschen Meisterschaften auch an der französischen Atlantikküste aus.