Für Männer, die mit Männern schlafen, gab es bisher ein generelles Verbot, Blut zu spenden. Dieses wurde jetzt gelockert. Allerdings nur unter einer recht umfassenden Auflage.
Die Bundesärztekammer hat nun eine neue Richtlinie veröffentlicht. Nach der neuen Regelung sind homosexuelle und bisexuelle Männer nicht mehr grundsätzlich von der Spende ausgeschlossen. Sie und andere Menschen mit "sexuellem Risikoverhalten" dürfen jetzt spenden, aber nur wenn sie ein Jahr keinen Sex hatten.
Risikogruppe - unabhängig von sexueller Orientierung
Auf den ersten Blick ist dies eine Lockerung der bisherigen Regeln. Wer zu einer der Risikogruppen zählte und somit ein statistisch höheres Ansteckungsrisiko für HIV hat, war bisher von der Spende ausgeschlossen. Das sind etwa weibliche oder männliche Sexarbeiter oder Drogenkonsumenten.
Dass Männer, die mit Männern Sex haben, pauschal als Risiko-Gruppe eingeordnet wurden, stand schon länger als diskriminierend in der Kritik. So sei in der HIV-Prävention nur von "Risikoverhalten" die Rede - nicht von Risiko-Gruppen, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Martin Winkelheide.
Sex oder Safer Sex?
Mit der neuen Regelung wird der Ausschluss von der Spende nicht mehr an eine sexuelle Orientierung geknüpft. Personen, die Geschlechtsverkehr mit häufig wechselnden Partnern haben, dürfen nur spenden, wenn sie zuvor ein Jahr keinen Sex hatten. Das gilt auch für heterosexuelle Personen.
"Die Lockerung des Blutspendeverbotes für Homosexuelle ist richtig. Das Verbot stammt noch aus einer Zeit, als es keine Medikamente gab gegen HIV und das Virus noch nicht direkt im Blut nachgewiesen werden konnte."
Aber auch die Neuregelung wird als schwierig angesehen. Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) kritisiert, dass keine Unterscheidung getroffen werde, ob jemand Safer Sex praktiziere oder nicht. Die Deutsche Aidshilfe begrüßte zwar die Lockerung, kritisierte aber den gewählten Enthaltsamkeitszeitraum: Eine HIV-Infektion könne man heute sechs Wochen nach dem letzten Risiko sicher ausschließen.
Bei der Änderung der Hämotherapie-Richtlinie orientiert sich die Deutsche Ärztekammer an Modellen anderer Länder, so Deutschlandfunk-Nova-Reporter Martin Winkelheide. Die USA, Australien und Frankreich haben ihre Regelungen schon länger gelockert. So hatte die US-amerikanische Kontrollbehörde FDA letztes Jahr die Ein-Jahres-Regel eingeführt. Den langen Zeitraum begründete sie unter anderem damit, dass der Zeitpunkt der letzten Sexualkontakte möglicherweise nicht richtig erinnert würde.
Schottland und Großbritannien sind unterdessen weiter. Hier wird ab 2018 lediglich ein drei-monatiger Abstinenz-Zeitraum angesetzt. Für Wissenschaftsjournalist Martin Winkelheide ein realistischer Zeitraum: "Außerdem sorgt dies dafür, dass Leute vor der Blutspende ehrlich den Fragebogen ausfüllen. Bei dem Ein-Jahres-Zeitraum ist die Wahrscheinlichkeit einfach höher, dass die Leute schummeln."
Sicherheit bei der Blutspende:
Personen von der Spende auszuschließen ist übliche Praxis. Besondere Regelungen gelten immer dann, wenn der Spender seine oder die Gesundheit anderer Menschen durch die Spende gefährden könnte. Wer etwa an Epilepsie leidet, darf nicht spenden, auch drogenabhängige Personen werden von der Spende ausgeschlossen. Nach Tätowierungen oder Piercings gibt es zudem eine Sperrfrist von einigen Monaten. Erfasst werden diese Angaben in einem Fragebogen, den jeder potenzielle Spender ausfüllen muss. Außerdem gibt es eine kurze ärztliche Untersuchung. Kommt es zur Spende, wird diese dann ausführlich getestet, um Infektionskrankheiten auszuschließen.