Facebook baut seine Live-Streaming-Funktionen aus. Neben Live-Video soll es bald für Radio-, Podcast oder Musikfans eine neue Funktion namens Live-Audio geben.
Facebook Live-Audio ist so wie Facebook Live-Video, nur ohne Bilder. Mit Live-Audio sollen Nutzer und Unternehmen Interviews oder Lesungen live über die Facebook-Plattform streamen können. Wie schon bei Live-Video können User die Audios im News-Feed sehen und mit ihnen interagieren, also Fragen stellen, Kommentare hinterlassen und liken. Das hat Facebook in seinem Blog angekündigt.
Wann geht's los?
Das neue Feature wird FB zunächst mit der BBC, mit dem Radiosender LBC aus Großbritannien, mit dem Verlagshaus Harper Collins sowie mit den Autoren Adam Grant und Britt Bennett getestet. Diese fünf können demnächst also direkt aus der Facebook-App live Sprache und Töne senden: Interviews, Reportagen, Lesungen, Gespräche, Texte, Musik. Bis zu vier Stunden sollen die Audio-Sendungen auf Facebook dauern können. Anfang 2017 soll das Feature für weitere Publisher und User geöffnet werden.
"Damit eröffnen sich für alle, die Audios mögen oder damit zu tun haben, neue Möglichkeiten."
Radiostationen wie DRadio Wissen können dann mit einem Klick eine Livesendung bei Facebook starten. Aber nicht nur Radiosender, denn...
- Auch Podcaster könnten einen neuen Verbreitungsweg für ihre Episoden finden.
- Autoren könnten Live-Lesungen ihrer Bücher veranstalten.
- Celebrities mit einem Bad Hair Day könnten Live Q&As mit ihren Fans machen, ohne sich über den Look für die Kamera Gedanken zu machen.
- Reporter könnten live von Krisenherden berichten, wenn die Bandbreite für Videos nicht ausreicht.
- Musiker könnten unplugged oder Studio-Sessions streamen.
"Eigentlich ist Live-Audio genau das, was wir hier im Radio längst machen."
Die Zeitschrift "Wired" wertet Live Audio als "einen Frontalangriff aufs Radio und natürlich auf Podcasts, die zuletzt dank Serial und Co. einen neuen Boom erlebt haben."
Dass sich Radiosender durch Live-Audio selbst gefährden, ist erstmal nicht sehr wahrscheinlich. Denn bisher macht Facebook keine Anstalten, ein Inhalte-Anbieter zu sein.
"Zuckerberg versteht seinen Laden als Plattform, den er konsequent zu dem Ort ausbauen will, wo unsere komplette Information, Kommunikation und unser Entertainment stattfindet."
Mit seinen 1,8 Milliarden Nutzern bietet Facebook allen, die etwas mit Audio zu tun haben, wie Mark Krueger auf seinem Blog Rundfunkfritze schreibt, etwas Wertvolles: Aufmerksamkeit. Denn die, schreibt er, vermissen Radio-Sender, Podcaster, Hörbuch-Produzenten und viele Autoren und Musiker. Deswegen wertet er die neue Live-Funktion von Facebook als gute Nachricht für alle Audio-Liebhaber und eine große Chance für Audio-Inhalte, die jahrelang und konstant als das nächste große Ding galten - und doch eine hoffnungsvolle Nische geblieben sind.
Facebook als Gefahr für andere Anbieter
Gefährlich werden könnte Facebooks neue Audio-Liebe anderen Plattformen wie Soundcloud, iTunes und Streaming-Dienste wie Spotify. Facebook bekomme noch mehr Marktmacht, schreibt Mark Krueger auf seinem Blog. Außerdem gibt es genau wie bei Facebook-Live-Video oder Periscope rechtliche Fragen für das neue Audio-Feature:
- Was passiert, wenn ein Radio den Song eines Künstlers über Facebook Live Audio streamt? Verletzt es da die Rechte des Plattenlabels?
- Auch der Schutz der Privatsphäre ist ein Knackpunkt: Jemand könnte eine Unterhaltung streamen, ohne dass die Dialogpartner davon wissen.