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Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat sich bei seiner ersten Anhörung im US-Senat für den Datenskandal entschuldigt: Er habe einen Fehler gemacht. Markus Beckedahl von netzpolitik.org findet, Zuckerberg hat die Wahrheit verdreht.

Vor Mark Zuckerbergs Termin bei der Anhörung war überall zu lesen, Facebook stehe unter Druck und der Konzernchef müsse jetzt wirklich liefern. Gewissermaßen hat er das auch, sagt Netzpolitik-Aktivist Markus Beckedahl, seiner Meinung nach aber mit starken Einschränkungen. Denn Zuckerberg habe Einiges ausgelassen in seinen Antworten.

Markus Beckedahl
© Imago | Reiner Zensen
Markus Beckedahl
"Er hat die Verantwortung auf sich genommen, ja. Damit schützt er wahrscheinlich seiner Nummer zwei, Sheryl Sandberg."
Markus Beckedahl, netzpolitik.org

Die Abgeordneten haben vereinzelt gute Fragen gestellt, sagt Beckedahl. Man habe diesen Fragen aber angemerkt, dass sie von den Mitarbeitern aufgeschrieben wurden, und die Abgeordneten dann bei den Antworten nicht mehr richtig nachhaken konnten. Man hätte Zuckerberg beim Nachfragen besser stellen können, wenn die Abgeordneten den Kontext besser verstanden hätten, vermutet Markus Beckedahl.

"Man muss sich vorstellen, dass da die Großelterngeneration von Zuckerberg im Ausschuss saß. Da waren 84-jährige Abgeordnete dabei."
Markus Beckedahl, netzpolitik.org

Es gab diverse Fragen, bei denen Zuckerberg immer den gleichen Spruch gebracht hat: "Da kann ich ihnen nicht weiterhelfen. Mein Team wird zu ihnen zurückkommen."

Dem Netzpolitik-Experten Beckedahl haben beispielsweise Nachfragen in Richtung Tracking gefehlt, welche Daten wie genau gespeichert und verwendet werden.  Zu diesem Punkt habe Mark Zuckerberg immer nur über Inhaltsdaten gesprochen und in seinen Antworten eindeutig ausgelassen, dass für Facebook die Verkehrsdaten viel relevanter sind. Diese sogenannten Metadaten speichern nämlich, wer wann was mit wem macht. Zum Beispiel aus der Information, wann wird eine verschlüsselte Nachricht bei WhatsApp von wem an wen gesendet und wo ist derjenige gerade, daraus kann Facebook mehr herausziehen, als aus den Inhalten dieser Kommunikation.

Zuckerberg wurde von einer Senatorin auf die Firma Palantir angesprochen. Palantir wurde von Facebook-Investor und Vorstandsmitglied Peter Thiel gegründet. Die Firma erstellt auf Basis großer Datenmengen Analysen für Sicherheitsbehörden und Geheimdienste. Es wird vermutet, dass dort auch Facebook-Daten weiterverarbeitet werden.

"Auf die Frage, was Palantir an Angeboten auf den Markt bringe, sagte Zuckerberg dem Ausschuss, er wisse gar nicht genau, was Palantir wirklich mache. Da hat er entweder gelogen oder die Wahrheit verdreht."
Markus Beckedahl, netzpolitik.org

In der Anhörung im Senat saßen Republikaner und Demokraten. Die Republikaner haben eher für Selbstregulation plädiert, was Facebook selbst auch gerne am liebsten hätte. Die Demokraten hingegen bringen gerne die europäische Datenschutzgrundverordnung als Vorbild ein und wollten von Zuckerberg gerne hören, dass er mit deren Grundsätzen auch übereinstimmt. 

Da habe der Facebook-Gründer auch zugestimmt, aber Markus Beckedahl hat Zuckerberg angemerkt, dass es ihm lieber wäre, wenn er selber weiter die Regeln machen dürfte. Deshalb habe er immer Entschuldigung gesagt und um Vertrauen geworben. 

"Ich glaube, dass Facebook kein Interesse daran hat, sich mehr zu regulieren. Das Unternehmen will weiter Geld verdienen und deshalb will Zuckerberg lieber weiter seine eigenen Gesetze machen."
Markus Beckedahl, netzpolitik.org
Shownotes
Netzaktivist Beckedahl zur Zuckerberg-Anhörung
"Wir brauchen bessere Gesetze, sonst schreibt Facebook seine eigenen"
vom 11. April 2018
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Markus Beckedahl, netzpolitik.org