Netflix führt eine Funktion ein, mit der wir Serien und Filme schneller abspielen können. Regisseure beschweren sich: Das macht unser Kunstwerk kaputt.
Es ist zunächst nur ein Test. Aber einige Android-Nutzer haben von Netflix vor Kurzem die Funktion bekommen, Serien schneller oder langsamer anschauen zu können. Sie können wählen, ob sie den Film in normaler Geschwindigkeit, in halber oder eineinhalbfacher Geschwindigkeit sehen. Das heißt: Wer schnell sein will, kann einen 90-Minuten-Spielfilm in 60 Minuten schaffen.
Netflix will Abo-Kunden binden
Von Netflix heißt es, man wolle das einfach ausprobieren. Man sei bemüht, das Seherlebnis der Nutzer zu verbessern.
Deutschlandfunk-Nova-Reporter Konstantin Köhler meint, dass Netflix dadurch hofft, User länger an sich zu binden. Speedwatching ist schließlich keine neue Erfindung, sondern wird von Serienfans schon lange praktiziert, etwa über den DVD-Player.
Ist schnelles oder langsames Gucken sinnvoll?
Tatsächlich schauen sich manche Filme in doppelter Geschwindigkeit an. Das ist allerdings wirklich nichts für jeden. Zum Einstieg ins Speedwatching ist die 1,2-fache Geschwindigkeit besser. Möglicherweise hätte Netflix direkt mehrere Geschwindigkeitsoptionen installieren sollen, meint unser Reporter, statt direkt auf das 1,5-fache zu gehen.
Konstantin kann sich vorstellen, dass er ab und an nicht die schneller sondern eine reduzierte Geschwindigkeit nutzen würde. Beispielsweise, wenn er Filme in Originalsprache schaut und es ihm zu schnell geht.
"Ich könnte mir vorstellen, dass ich die ein oder andere Stelle in langsamer Geschwindigkeit gucke, wenn ich in Originalsprache etwas nicht verstehe."
Regisseure kritisieren Netflix
Bei einigen Regisseuren kam die neue Funktion von Netflix nicht gut an. Sie fürchten, dass Inhalt und Botschaft ihrer Filme verloren gehen. Der US-amerikanische Regisseur und Drehbuchautor Judd Apatow zum Beispiel hat sich bei Twitter gemeldet. Sein Hauptargument: Speedwatching verdirbt das Timing eines Films. Sein Appell: Lasst die Zuschauer Filme so sehen, wie sie vorgesehen waren.
Aus Sicht der Regisseure sei das natürlich nachvollziehbar, meint Konstantin. Andererseits gehe diese Einstellung aber auch an der Realität vorbei. Schließlich haben Filmemacher auch auf andere Faktoren keinen Einfluss, die unser Seherlebnis beeinflussen. Beispielsweise, wenn wir parallel am Smartphone daddeln, kurz in die Küche gehen oder einfach zwischendurch auf Stumm stellen. In Zeiten von On-Demand und Streaming sei ihre Sicht "ein bisschen veraltet", findet er.