Auf vielen Seiten können wir uns mit unseren Facebook- oder Google-Login-Daten anmelden. Jetzt gibt es genau dafür eine europäische Alternative: Net-ID. Das neue Login-System verspricht mehr Datenschutz.
Die Wunschliste europäischer Politiker für die IT-Welt ist lang – doch liest sie sich wie eine Liste des Scheiterns: Weder ein europäisches Google, noch ein europäisches Facebook oder ein europäisches Paypal sind bisher am Start. Es gibt aber Ausnahmen – und eine davon ist jetzt gestartet:
Das Programm Net-ID ist ein praktisches Anmeldesystem für Webseiten nach europäischen Standards. Mit seinen Google- oder Facebook-Accounts können sich User ja häufig auch auf anderen Webseiten anmelden (ohne dort ein separates Konto anzulegen). Genau das macht auch Net-ID.
"Wer bei web.de, GMX oder 1&1 einen Mail-Account hat, ist praktisch schon mit dabei."
Wer bei web.de, GMX oder 1&1 seine Mails abruft, macht bei Net-ID quasi schon mit. Sie alle gehören zur Firma United Internet in Montabaur. Auch die Pro7-Sat1-Gruppe und RTL machen bei Net-ID mit.
Zum Start des neuen Systems waren 60 Partnerseiten dabei, weitere sollen folgen, etwa sueddeutsche.de, Spiegel Online, Scout24, Conrad Elektronik, Zalando, Otto, Douglas und DPD. Auf all diesen Seiten kann man sich also künftig mit dem zentralen Login-System Net-ID anmelden.
Europäisches System verspricht mehr Datenschutz
Wer sich schon regelmäßig mit seinem Facebook- oder Google-Account auf diesen Seiten anmeldet, fragt sich vielleicht, warum er wechseln soll. Ein Grund könnte der Datenschutz sein, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Andreas Noll. Denn der soll bei der europäischen Lösung besser sein als bei den US-Diensten.
Datenschutzgrundverordnung greift
Auch hinter Net-ID stehen aber Konzerne und Medienunternehmen, die Interesse an unseren Daten haben. Immerhin: Der Schutz der Net-ID-Daten entspricht der Datenschutz-Grundverordnung.
Heißt konkret: Wer sich zum Beispiel mit seinem Web.de-Account auf einer Partnerwebsite einloggt, muss von Net-ID informiert werden, welche Daten die Website abrufen will. Das kann neben der Mailadresse zum Beispiel das Geburtsdatum sein. Wer das nicht möchte, kann den Login-Vorgang abbrechen. Man kann bei Net-ID aber nicht bestimmen, dass einzelne Daten nicht übertragen werden.
Tipp: Besser einen neuen Net-ID-Account anlegen
Das Problem lässt sich aber ein bisschen umgehen: User sollten dann einfach nicht ihr Mailkonto nutzen, sondern sich direkt bei Net-ID ein neues Konto anlegen – und dort dann nur die notwendigsten Informationen über sich preisgeben. Das allerdings kann dazu führen, dass bestimmte Portale das Login nicht akzeptieren.
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