Der Instrumentenhersteller Roland präsentiert ein Piano, das aussieht wie der Klavier-gewordene Cybertruck. Irgendwie futuristisch, irgendwie retro. Dieses Neo-Retro-Design ist gerade ziemlich angesagt.
Ende November stand der Cybertruck zum ersten Mal auf der Bühne und wurde der Weltöffentlichkeit präsentiert. Brutal kantig, grau, harte Ecken. Der Cybertruck sieht aus, als sollte er irgendwann in ferner Zukunft durch Wüsten und Schlacke fahren und seine Insassen vor allen Widrigkeiten einer lebensfeindlichen Umgebung schützen. Mad Max hätte vermutlich seinen Spaß daran.
Nun wurde auf der Elektronikmesse CES ein Piano präsentiert, das im selben Stil gebaut ist: das GPX-F1 "Facet". "Sowohl der Cybertruck als auch dieses Piano sehen echt so aus, wie man sich in den 70ern und 80ern die Zukunft vorgestellt hätte", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anke van de Weyer. Bei dem neuen Piano des Instrumentenherstellers Roland lässt sich auf den ersten Blick gar nicht so einfach erkennen, wo vorne und hinten, wo oben und unten ist.
"Das Piano sieht richtig abgefahren aus: Auf den ersten Blick weiß man gar nicht, wo vorne und hinten und oben und unten ist."
"Es sieht ein bisschen aus, wie ein dekonstruierter Diamant", beschreibt Anke das Piano. Es ist ein E-Piano, hat aber die Form eines Flügels. Im Gegensatz zum Flügel ist da aber nichts drin, sondern es ein unten offener Kasten mit Deckel. In dem kastigen Korpus sind Lautsprecher und die ganze Technik verbaut. Es gibt einen Bildschirm und eine Anbindung an Alexa, der KI von Amazon - damit sollen Musikerinnen und Musiker leichter Stücke komponieren und Arrangements erstellen können.
Das zeigt auch, dass das Design inzwischen unabhängig von der Technik ist: Ein Klavier oder Piano braucht keinen riesigen Korpus mit langem Hinterdeckel mehr. Computer machen es möglich, dass wir die gleichen Funktionen bei komplett anderer Optik haben.
Design ist unabhängig von Technik
Dieses futuristische Design, das irgendwie nach einem 40 bis 50 Jahre alten Entwurf aussieht, findet sich mit seinen brachialen Strukturen zurzeit auch in der Architektur wieder. Das könnte ein Gegenentwurf zum modernen Design sein: Alles ist kleiner und dezenter geworden, Bildschirme flacher. "Vor allem bei technischen Produkten war dezentes Design angesagt, das möglichst einfach im Raum verschwindet", sagt Anke van de Weyer.
Brenda Milis forscht für das Software-Unternehmen Adobe nach Trends und die schreibt auf dem Blog von Adobe, dass sie glaubt, dass wir das dezente Design langsam über haben und deswegen jetzt die krasse Gegenbewegung in Form von Retro- oder Neo-Futurismus kommt. Das Ergebnis: der Pick-up-Panzer von Tesla und das E-Piano von Roland.