Cynthia beneidet ihren Freund um die gemeinsamen Urlaube mit seiner Familie, aber es ist nicht so, dass sie es ihm nicht gönnt. Neid kann Partnerschaften aber auch zerstören. Eine Paartherapeutin gibt Tipps, wie wir mit diesem Gefühl umgehen können.
Uns selbst einzugestehen, dass wir auf eine Freundin, einen Arbeitskollegen oder unseren Partner neidisch sind, fällt den meisten nicht leicht. Denn es hat auch immer etwas damit zu tun, dass wir einen Mangel empfinden, dass wir das Gefühl haben, uns fehlt etwas, was der andere hat.
Kann ich selbst haben, worauf ich neidisch bin?
Cynthia ist neidisch auf die gute Beziehung ihres Freundes zu seiner Familie, mit der er regelmäßig in den Urlaub fährt. Aber es wirkt sich nicht negativ auf die Beziehung aus. Cynthia und ihr Freund sprechen darüber und Cynthia versucht für sich zu ergründen, woher ihr Neid rührt. Sie fragt sich, ob sie selbst nicht auch haben kann, worauf sie bei ihrem Freund neidisch ist.
"Ich schaue mir an, warum bin ich eigentlich gerade neidisch, was fehlt mir in dieser Sache und kann ich das auch haben, worauf ich neidisch bin."
Zu schauen, wie wir selbst unser Leben verändern können, um einen Mangel, den wir zu haben glauben, auszugleichen, kann das, was wir beim Neid als etwas Negatives empfinden, auch in etwas Positives umwandeln. Es motiviert uns möglicherweise, aktiv zu werden und etwas dafür zu tun, etwas zu erlangen, was wir als erstrebenswert erachten.
Neid: Wenn wir unserem Partner nichts gönnen
Für Melanie hat sich der Neid ihres Ex-Freundes sehr negativ auf die Beziehung ausgewirkt. Er wollte nicht, dass sie neuere oder bessere Sachen als sie hatte und manche Dinge auch beschädigt, um ihren Wert zu mindern, erzählt Melanie. Sie sagt, dass er auf andere bessere wirken wollte als sie, dass ihr das aber erst nach dem Ende der Beziehung klar geworden sei.
"Meine Sachen, die besser waren als seine, hat er kaputtgemacht oder zumindest im Wert gemindert."
Neid kann auch soziale Ungleichheiten widerspiegeln, sagt der Soziologe Christian von Scheve. Und er ergänzt, dass es immer Unterschiede zwischen Menschen geben wird, die zu Vergleichen führen werden, die Neid hervorrufen können.
Neid ist in der Bibel die sechste von sieben Todsünden. Neid gelte mehrheitlich als unerwünschte Emotion, sagt der Soziologe, muss aber nicht immer als negativ verstanden werden. Beispielsweise gebe es wohlwollenden Neid, dem die Komponente der Missgunst fehlt.
Der Vergleich mit einem anderen Menschen, der in manchen Fällen auch negativ für uns ausfallen kann, sei nicht Außergewöhnliches, sondern tatsächlich etwas sehr Alltägliches, sagt der Soziologe Christian von Scheve.
"Menschen vergleichen sich mit anderen Menschen und wenn ein solcher Vergleich negativ ausfällt, dann ist das eine alltägliche zwischenmenschliche Operation."
Wenn Neid vorkommt, dann entsteht er meist aus einem Mangelgefühl heraus, sagt die Paartherapeutin Diana Boettcher. Einem Mangel, der uns vielleicht gar nicht so bewusst ist, oder den wir möglicherweise sogar verdrängen.
"Meistens wird es getriggert, weil mein Partner etwas hat, was ich mir für mich auch wünschen würde oder anstrebe, es aber nicht mache, aus irgendwelchen Gründen."
Die Paartherapeutin Diana Boettcher rät, zu hinterfragen, worauf wir neidisch sind beziehungsweise, was es genau ist, was wir auch haben möchten. Außerdem sollten wir uns Fragen, weshalb wir bisher nicht aktiv geworden sind, um das, was wir uns für uns wünschen, zu erlangen.
Die Paartherapeutin Diana Boettcher empfiehlt:
- Zu schauen, bei welchen Erfolgen unseres Partners wir uns nicht mitfreuen können.
- Zu schauen, welches Gefühl sich in uns manifestiert, wenn wir uns nicht für den Partner freuen können – zum Beispiel Wut, Ärger oder Trauer?
- Zu fragen, wofür steht das, was mein Partner erreicht hat?
- Zu ergründen, was hat das mit mir zu tun?
- Es kann auch helfen, den Partner mit einem Gespräch in die eigene Suche nach den Gründen für den Neid mit einzubeziehen.
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