Die italienische und die deutsche Polizei haben 169 mutmaßliche Mitglieder der Mafia festgenommen - elf davon in Deutschland. Das hat auch mit einer Gesetzesänderung zu tun.
Der Journalist David Schraven leitet das Recherchezentrum von correctiv.org. Außerdem hat er das Buch "Die Mafia in Deutschland" geschrieben. Er sagt, dass sich an diesen Festnahmen jetzt zeigen wird, ob ein neues Gesetz in Deutschland jetzt auch wirklich greift.
In diesem Gesetz geht es um die Mafia in Deutschland. Bisher war es nur dann möglich, ein mutmaßliches Mafiamitglied festzunehmen, wenn die entsprechende Person auch eine Straftat begangen hat. Neuerdings ist es so, dass allein die Mitgliedschaft in einer Mafiaorganisation als Straftat gewertet wird.
"Das Zweite ist, dass es diesmal gegen sehr hohe Mitglieder in der Mafia in Deutschland geht."
Schraven sagt, dass es bei den Aktivitäten der Mafia in Deutschland um eine sehr große Bandbreite an Straftaten geht: "Im Prinzip alles, was illegal ist." Man dürfe die einzelnen kriminellen Aktivitäten auch nicht so sehr auseinanderdividieren, sagt der Journalist: "Zum Beispiel werden Gewinne mit Drogenhandel gemacht. Die werden dann im Lebensmittelhandel investiert. Und dann werden erst mal ein paar Tomaten von A nach B gefahren. Aber im nächsten Schritt können aus den Tomaten wieder Kokainkügelchen werden. Oder es gibt Bestattungsunternehmen, die wurden dazu benutzt, um Heroin zu transportieren."
Das Geschäft mit Blumen und Toten
Für die Mafia sind Geschäfte interessant, wo niemand so genau hinschaut, weil sie ein bisschen unterm Radar laufen - Blumenhandel zum Beispiel oder Bestattungsunternehmen. Denn Bestattungen lassen sich grenzüberschreitend organisieren.
"Ich kann tote Menschen von Hamburg nach Sizilien transportieren. Oder von Kolumbien nach Deutschland."
Bestattungen sind natürlich bei vielen Menschen mit Achtung und Respekt vor Verstorbenen und ihren Angehörigen verbunden. Das Geschäft mit den Toten ist also ideal für Schmuggel – von Drogen oder anderen Waren. Ähnlich läuft es mit dem Blumenhandel.
"Da kommt kein Zöllner an und sagt, ich guck mal nach, was in der Leiche drin ist."
Viele Blumen kommen aus Afrika. Die Anbaugebiete liegen zum Teil entlang internationaler Drogenrouten. So seien zum Beispiel den Blumen aus Kenia häufig Opiate beigepackt. Und es kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu: Das Geschäft mit Blumen ist ideal, um Geld zu waschen. Kein Mensch kann hinterher mehr nachprüfen, ob eine Blume für zwei Euro oder 50 Cent verkauft wurde. Bei der Abrechnung ist viel Spielraum. Ideal, um Schwarzgeld reinzuwaschen.
Die Methode, wie die Mafia überhaupt an Geschäfte kommt, die dann für sie arbeiten, sei ziemlich simpel, erklärt Schraven. Kleine Geschäfte, die eigentlich kreditunwürdig sind, bekommen von der Mafia doch noch einen Kredit. Die Geschäftsleute denken, dass das Geld von einem Geschäftsmann stammt, der sich Profit erhofft und an ihr Geschäft glaubt. Sie wissen zu dem Zeitpunkt nicht, dass die Mafia dahintersteckt. Die Geschäftsinhaber fangen dann an, in Raten den Kredit abzuzahlen. Aber die Kreditgeber erhöhen ihre Forderungen nach und nach – so, dass dem Geschäftsinhaber irgendwann nichts anderes mehr übrig bleibt, als der Mafia das Geschäft zu überschreiben und für sie weiterzuarbeiten.
Die Zahl der Mafiamitglieder, die in Deutschland leben, sei in den vergangenen Jahren stark gewachsen, sagt David Schraven, sehr stark sogar. Zum Teil seien ganze Clans von Italien nach Deutschland gezogen.
"Und da ist jetzt diese Razzia heute eine große Sache gewesen, wo dieser Bewegung hoffentlich Einhalt geboten wird."