Was so aussieht wie naturtrüber Apfelsaft in einem Weinglas, kann Naturwein sein. Der natürlich hergestellte Wein hat viele Facetten: mal ist er dunkel und trüb, mal hell und klar. Jeder ist für sich eine Überraschung.

Die Getränkekarte ist in manchen Bars und Restaurants um eine Option größer geworden. Teilweise steht da inzwischen Naturwein auf der Karte. Der Name lässt es schon erahnen: Naturwein ist Wein, der so natürlich wie möglich hergestellt wird.

"Das Wort 'Naturwein' ist nicht geschützt, das ist ein bisschen ein Problem – vor allem wenn es den jetzt trendmäßig an jeder Ecke gibt."
Christian Schmitt, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Die Winzer verwenden dafür so weit es geht keine künstlichen Zusätze oder Chemikalien, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Christian Schmitt. Das bedeutet: Die Trauben wachsen meistens in Bioqualität, auf chemischen Dünger und Pestizide wird verzichtet. Bei der Herstellung wird auch keine künstliche Hefe hinzugegeben. Die Trauben fermentieren mit den natürlichen Hefen, die auf ihnen oder im Weinkeller sind. Naturwein ist auch oft trüb, weil er in der Regel nicht gefiltert wird.

Naturwein: von trüb bis klar

Naturwein ist allerdings nicht immer als solcher zu erkennen. Denn: Der Begriff "Naturwein" ist nicht geschützt. Es gibt auch andere Weine, die nicht alle diesen biodynamischen Kriterien entsprechen und sich Naturweine nennen dürfen. Auch die getrübte Farbe ist nicht immer ein Hinweis für Naturwein, weil bei manchen dieser Weine die Trübstoffe trotzdem herausgefiltert werden. Das zeigt sich in diesen beiden Beispielen.

Der Naturwein-Vergleich

Naturwein Nummer eins: Ein klassischer Naturwein mit biodynamischen Anbau, ungefiltert. Der Naturwein erinnert dadurch an naturtrüben Apfelsaft.

Auf dem Bild ist ein Weinglas gefüllt mit Naturwein. Der sieht aus wie naturtrüber Apfelsaft.
© Deutschlandfunk Nova | Christian Schmitt

Deutschlandfunk-Nova-Reporter Christian Schmitt ist kein Fan von diesem Naturwein. Er findet den Geschmack zu unausgewogen. Der trübe Wein erinnert ihn an Sauerteig, der mit Wasser aufgeschüttet ist oder Apfelessig. "Das hängt mit der unkontrollierten Gärung zusammen. Da kommt eine krasse Säure raus, also das zieht dir so richtig den Mund zusammen", sagt er.

Naturwein Nummer zwei: Dieser Naturwein wurde gefiltert und ihm wurde Sulfit zugesetzt, also Schwefel. Dadurch hört die Gärung auf. Für manche Naturwein-Fans ist dieser Wein daher kein Naturwein. Außerdem bekommen manche Menschen von sulfithaltigem Wein Kopfschmerzen. Christian schmeckt dieser Wein trotzdem besser. Der erinnert ihn an "normalen" Wein, also Nicht-Naturwein.

Auf dem Bild ist ein Weinglas gefüllt mit Naturwein. Der ist hell und etwas trüber als konventioneller Wein.
© Deutschlandfunk Nova | Christian Schmitt

Der Alkoholgehalt von einem Naturwein ist ähnlich hoch wie bei anderen Weinen. Viele Naturweine sind vegan, weil bei ihnen anders als bei vielen konventionellen Weinen nicht mit einer Fischblase oder Gelatine gearbeitet wird, um sie klar zu bekommen.

Was kann Naturwein: Christians Fazit

Wer sich Naturwein annähern möchte, dem empfiehlt unser Reporter Christian, an einem Tasting teilzunehmen. "Um diese Bandbreite kennenzulernen: von superkrass und mit Wein kaum zu vergleichen bis nahezu konventionell", sagt er. Denn: Naturwein ist geschmacklich immer eine Überraschung. Nicht jeder schmeckt gleich, findet Christian.

Was den Geschmack angeht, ist er nicht unbedingt Naturwein-Fan. Aber ihm gefällt das Konzept vom Naturwein und "dieser Gedanke der Rückbesinnung: Dass man dem Wein weniger zusetzt, biologisch anbaut und es wieder mehr ein Naturprodukt ist im Idealfall", sagt er.

Shownotes
Alkohol
Naturwein: Eine trübe Geschmacks-Überraschung
vom 09. August 2024
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Christian Schmitt, Deutschlandfunk Nova