Ein brüllender Löwe kann ganz schön einschüchternd wirken – auf Menschen und Tiere. Noch abschreckender scheint aber sein Kot zu sein, der mittlerweile sogar in Gläsern verkauft wird, um die unterschiedlichsten Tierarten vom eigenen Grundstück fernzuhalten.
Löwenkot als Abschreckungsmittel - klingt skurril, ist aber eine langbewährte Methode. Beispielsweise hat die West Japan Railway Company schon vor 18 Jahren eine Mischung aus Löwenkot und Wasser auf ihren Schienen eingesetzt, um Hirsche, die immer wieder über die Schienen gelaufen sind und für viele Unfälle gesorgt haben, fernzuhalten – mit Erfolg. Auch in südostasiatischen und afrikanischen Ländern, in denen Elefanten auf ihrer Suche nach Nahrung die Felder von Kleinfarmern zerstören, wird häufig Löwenkot als Abschreckungsmittel benutzt.
Forschende aus Ulm haben diese Methode vor einigen Monaten wissenschaftlich überprüft. Die Arbeitshypothese der Forschenden war, dass die einzigen Tiere, die Elefanten in Afrika fürchten müssen, Löwen sind. Deshalb müssten auch die Gerüche, die Elefanten mit Löwen verbinden, Angstreaktionen auslösen und die Elefanten in die Flucht schlagen. Überprüft haben die Forschenden ihre Hypothese mit fünf halbzahmen Elefanten in einem südafrikanischen Reservat.
Löwenkot versus Hundekot
Dafür haben sie Baumwollfäden, die mit dem Geruch von Löwenkot präpariert waren, in ein löchriges PVC-Rohr gesteckt und so auf dem Weg platziert, dass die Elefanten beim Ausweichen auch die Rohre überschreiten mussten. Als Kontrolle haben die Forschenden gleichzeitig Baumwollfäden mit dem Kot von Geparden, Hunden oder auch Giraffen präpariert. Mit Rufen oder kleinen Belohnungen wurden die Elefanten schließlich abseits des Wegs gelockt.
Handelte es sich um die Rohre mit Hunde- oder Gepardenkot, verließen die Elefanten problemlos den Weg. Bei den Rohren mit Löwenkot weigerten sich die Elefanten aber in der Tat, dem Lockruf nachzugehen.
"Wenn die Röhren mit Löwenkot präpariert waren weigerten sich die Elefanten über die Rohre zu steigen."
Geschäftsmodell mit Löwenkot
Die Wirkung von Löwenkot hat sich auch bei uns in Deutschland herumgesprochen, denn Löwenkot soll auch gegen Katzen und Marder im eigenen Garten helfen. Der Circus Krone aus München hat daraus prompt ein Geschäft gemacht und verkauft an zwei kleinen Verkaufsstellen den Löwenkot seiner 26 Raubkatzen im Einmachglas für fünf Euro und einen guten Zweck.
Um den Löwenkot zu umgehen, wird derzeit auch schon an einer künstlich hergestellten Variante geforscht. Das Ulmer Forschungsteam hat nämlich herausgefunden, dass nur zwei Substanzen im Löwenkot für die abschreckende Wirkung verantwortlich sind: Phenol und Indol.
Die Experimente der Forschenden in Südafrika haben bereits gezeigt, dass die Kombination der beiden Stoffe den gleichen abschreckenden Effekt aufweist wie Löwenkot selbst. Phenol und Indol sind kostengünstige Substanzen, aus denen dann in Zukunft ein günstiges Repellent hergestellt werden könnte, vermutet Biologe Mario Ludwig.