Nasenspray kann physisch und psychisch abhängig machen. Das ist nicht zu unterschätzen: Nasenspray zu viel und zu lange zu nutzen, kann zu ernsthaften Krankheiten führen.
Der Sänger Sido ist nach eigener Aussage seit 15 Jahren abhängig von Nasenspray. Adrian Münscher, Chefarzt der Klinik für HNO-Heilkunde am Marienkrankenhaus in Hamburg, hätte da einen Tipp für ihn.
Eine Methode, die seiner Erfahrung nach gut funktioniert: Abschwellendes Nasenspray weiter benutzen, allerdings nur in einem Nasenloch, und zwar immer im selben. Das ist dann frei, während sich die Schleimhäute im anderen Nasenloch regenerieren und zu einer normalen Funktion zurückkehren können. Unterstützt werden kann das mit pflegenden und Feuchtigkeit spendenden Nasensprays oder Nasenölen, bei denen keine Abhängigkeitsgefahr besteht.
Ist das eine Nasenloch vom abschwellenden Nasenspray befreit – das kann durchaus mehrere Wochen dauern –, wird auch das andere Nasenloch auf ein unkritisches Nasenpflegemittel umgestellt.
"Die Abhängigkeit entsteht dadurch, dass der Patient sein Wohlbefinden durch das Nasenspray erreicht und die Frequenz und Dosis der Einnahme ständig erhöht wird."
Manche Betroffene schaffen den kompletten kalten Entzug: Gar kein Nasenspray mehr von jetzt auf gleich.
Andere dagegen sind so schwer betroffen, dass sie ohne Nasenspray quasi gar keine Luft mehr durch die Nase bekommen und immer weiter sprühen. Schaffen sie es nicht, alleine vom Nasenspray wegzukommen, hilft manchmal nur noch eine spezielle Behandlung, die mehrere Wochen dauern kann und mit anderen Medikamenten begleitet wird.
Was ist überhaupt das Problem an Nasenspray?
Die Folgen von zu langem Verwenden von Nasenspray mit dem Wirkstoff Xylometazolin kann schwerwiegende Folgen haben:
- Leiden des Riechvermögens
- Beeinträchtigter Geschmackssinn
- Trockene Schleimhäute
- Erhöhte Anfälligkeit für Erkältungen
- Manchmal chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen
- In schlimmen Fällen: Regelmäßiges Laufen von Sekret aus der Nase in den Rachen
- In noch schlimmeren Fällen: Knorpelgewebe stirbt ab, es entsteht ein Loch in der Nasenscheidewand
Das Problem an Nasenspray mit Xylometazolin, also mit abschwellender Wirkung, ist: Xylometazolin reduziert die Durchblutung der Nasenschleimhaut. Die Gefäße werden eng, die Nase wird dadurch frei. Allerdings lässt dadurch auch die körpereigene Fähigkeit nach, selbst für das Abschwellen zu sorgen.
Das Abhängigkeitspotenzial besteht also gleich in zweifacher Hinsicht: Zum einen physisch, weil die Nase die Fähigkeit zur Selbstregulierung einbüßt, zum anderen psychisch, weil man sich daran gewöhnt (und dann womöglich auch verstärkt darauf achtet), dass man ohne Nasenspray nur ganz schwer Luft bekommt.
Die Empfehlung von Apothekern lautet daher: Nasenspray nicht länger als eine Woche am Stück nehmen und nicht öfter als drei Mal am Tag.
Alternativen zu Nasenspray
Inzwischen gibt es diverse Alternativen zu Nasenspray mit Xylometazolin. Wer öfter Probleme mit einer nicht freien Nase hat, könnte sogenannte liposomale Nasensprays ausprobieren oder Nasenöle, sagt HNO-Arzt Adrian Münscher. Die legen sich in feinen Tröpfen auf die Nasenschleimhäute und befeuchten sie. Münscher empfiehlt zudem auch Nasenduschen: "Die sind ganz hervorragend für die Nasenschleimhaut."
Nasenspray-Abhängigkeit: 100.000 Betroffene
Schätzungen gehen davon aus, dass etwas über 100.000 Menschen in Deutschland abhängig von Nasenspray sind, wobei diese Zahl schwierig zu verifizieren ist.
Laut einer Befragung der Krankenkasse Pronova BKK haben 19 Prozent aller Deutschen Nasenspray "immer schnell zur Hand" (zum Vergleich: 43 Prozent geben das für Kopfschmerztabletten an).