Nandus findet man eigentlich in Südamerika, seit 20 Jahren aber auch bei uns in Deutschland. Bei Touristen sind sie beliebt, bei Naturschützern und Landwirten nicht. Sie fressen ihnen die Ernte weg.
Die einzigen Nandus Europas leben in Deutschland. Vor 20 Jahren sind die grauen Laufvögel aus einem Zuchtgehege ausgebrochen und haben sich in der Natur Mecklenburg-Vorpommerns eingenistet. Dort haben sie sich ohne fremde Hilfe so eingelebt, dass sie mittlerweile unter das Bundesnaturschutzgesetz fallen und nicht gejagt werden dürfen.
Aber: Der ursprünglich heimischen Natur und Landwirtschaft können die Nandus schaden. Ein Verordnungsentwurf des Umweltministeriums Schwerin sieht deshalb vor, dass Nandu-Jungtiere ganzjährig und ausgewachsene Nandus von November bis Januar gejagt werden dürfen.
Gefahr für die heimische Natur
Die Naturschützer sehen vor allem eine mögliche Bedrohung für das sensible Ökosystem des Naturschutzgebietes Wakenitzniederung. Dort könnten die robusten Vögel zu einer Konkurrenz für die heimischen Großvögel werden und sich bei Nahrungs- und Lebensraumsuche durchsetzen, wie Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte Mario Ludwig erklärt.
"Naturschützer führen immer wieder an, dass die Nandus einen negativen Einfluss auf das sensible Ökosystem Wakenitzniederung haben könnten, bei dem es sich ja auch um ein Naturschutzgebiet handelt."
Außerdem essen die Nandus nicht nur gerne viel, sondern auch vielseitig. Seltene Reptilien, Insekten oder die Eier von Bodenbrütern könnten also auch in ihren Speiseplan passen. Es gebe aber bisher keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, die diese Befürchtungen stützen könnten, sagt Mario Ludwig.
Schäden für die Landwirtschaft
Die Landwirte spüren dagegen die Auswirkungen der Nandu-Zunahme deutlicher. Laut ihren Aussagen bräuchten Nandus pro Tag rund 1,5 Kilogramm Futter, für das sie sich an den anliegenden Raps- und Weizenfeldern bedienten. Außerdem würden die Großvögel mit ihren bis zu 25 Kilos bei der Suche nach Nahrung auch viele Nutzpflanzen niedertrampeln.
Auch die Touristen, die auf der Nandu-Fotosuche selbst vor Zäunen nicht Halt machen, sind Teil des Problems.
Erste Eindämmungsversuche gescheitert
Nachdem erste Eindämmungsversuche der Nandu-Population im Jahr 2017 nichts gebracht hatten und bei der Herbstzählung im Jahr darauf der Nandu-Rekord mit 566 Tieren erreicht war, gab das Landwirtschaftsministerium die Ausnahmegenehmigung: Die Landwirte durften 20 Nandus jagen.
2019 wurden nicht 20, sondern gleich 110 Nandus weniger gezählt, da hauptsächlich Alttiere abgeschossen wurden, die dann nicht mehr auf ihre Jungtiere aufpassen und auch keine neuen Eier ausbrüten konnten. Für die Landwirte waren das aber immer noch zu viele Tiere. Deshalb soll der Nandu jetzt ins Jadgrecht aufgenommen werden.
"Den Landwirten war eine Verringerung der Nandu-Population um 20 Prozent nicht genug. Deshalb soll der Nandu jetzt eben ins Jadgrecht aufgenommen werden."
Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte Mario Ludwig sieht die mögliche Jagdfreigabe zwiespältig. Einerseits müssten Tiere, die der heimischen Natur schaden, gut im Auge behalten werden.
Andererseits könnte das Jagdgesetz die "wunderbaren Vögel" in Deutschland komplett ausrotten. Sein Versöhnungsvorschlag: Das Geld, das durch den Nandu-Tourismus eingenommen werde, könnte die Landwirtschaft zumindest für ihre Ernteverluste entschädigen.