Nördlich der namibischen Stadt Lüderitz befand sich von 1905 bis 1907 ein Konzentrationslager. Tausende Gefangene Herero und Nama waren dort auf "Shark Island" inhaftiert, mindestens 1000 starben. Eine Gedenktafel soll nun an diese Opfer des deutschen Kolonialismus erinnern.
Im Januar 1904 lehnten sich die Herero im damaligen "Deutsch-Südwestafrika" gegen die deutsche Kolonialherrschaft auf. Ihr Aufstand wurde äußerst brutal niedergeschlagen, Zehntausende starben. Die Überlebenden wurden in einem Konzentrationslager auf "Shark Island" inhaftiert und zur Zwangsarbeit herangezogen. Auch aufständische Nama wurden im Lager gefangengehalten.
Bis zu 3000 Menschen sollen dort aufgrund der schlechten Lebensbedingungen umgekommen sein. Für diese Opfer wurde nun eine Gedenktafel errichtet.
"Für die Nachfahren der Opfer von damals hat das eine enorme Bedeutung."
Für die Nachkommen der Opfer des Völkermords an den Herero und Nama habe diese Gedenktafel eine sehr wichtige Bedeutung, betont Korrespondentin Jana Genth. Ein Pastor habe bei der Einweihung der Gedenkstätte daran erinnert, wie die Opfer verhungerten oder verdursteten, wie Leichen ins Meer geworfen wurden und die Haie dort angeblich schon auf die Toten warteten.
"Und dort sollen schon Haie gewartet haben, um die Toten zu fressen - deshalb heißt die Insel ja 'Shark Island'."
Die Deutsche Bundesregierung ist bei der Zeremonie in Namibia nicht vertreten, "aber von den Nama ist jeder da, der Rang und Namen hat", so Jana Genth. Es gehe ihnen darum, das Erinnern wach zu halten, die Toten von damals nicht zu vergessen und Gerechtigkeit wiederherzustellen.
Um Aussöhnung wird noch immer gerungen
Doch was Gerechtigkeit genau bedeutet, darum wird noch immer gerungen: Das jahrelang ausgehandelte Aussöhnungsabkommen zwischen Deutschland und Namibia ist noch immer nicht ratifiziert. Die Herero und Nama verlangen, neu zu verhandeln, denn sie fühlen sich in dem Kompromiss umgangen - ihnen gehe das Abkommen nicht weit genug.
"Die Herero und Nama wollen verschiedene Ländereien zurück, ihnen ist das Geld, das gezahlt werden soll, einfach zu wenig, und sie wollen eine offizielle Entschuldigung."
Eine Neuverhandlung des Abkommens schließt die Bundesregierung jedoch aus. Wie es mit der Versöhnung und Aufarbeitung des deutschen Kolonialismus in Namibia nun weitergeht, ist noch offen. Zunächst einmal gehe es um interne namibische Angelegenheiten, die geklärt werden müssten, meint unsere Korrespondentin.
Die namibische Regierung habe wohl unterschätzt, wie stark die Proteste der betroffenen Bevölkerungsgruppen werden könnten. Diese haben nun Klage gegen das Abkommen eingereicht. "Wenn sie Recht bekämen, dann müsste komplett neu verhandelt werden", sagt Jana Genth.