Keine Lust mehr auf Stefan oder Marlene? In Deutschland den eigenen Namen ändern zu lassen, ist schwierig. Doch das Namensrecht soll liberalisiert werden.
In Dänemark zum Beispiel geht das mit der Namensänderung schon heute einfacher als bei uns. In Deutschland ist das nur mit ziemlich hohem bürokratischen Aufwand möglich. Doch die Regierung will scheinbar nachziehen.
Eine Expertenkommission, die vom Innen- und Justizministerium beauftragt worden war, hat jetzt weitreichende Vorschläge für eine Reform des Namensrechts vorgelegt. Demnach sollen Bundesbürger ab 16 Jahre alle zehn Jahre ihren Familien- und Vornamen ändern können – ohne dass sie dafür einen Grund angeben müssen.
Die Regierung will die Vorschläge diskutieren. Wirklich geändert werden soll das Namensrecht dann aber erst in der nächsten Legislaturperiode.
Namensänderungen: Status quo
Warum manche Menschen ihren Namen ändern wollen, zeigt das Beispiel der Journalistin Vanessa Vu. Sie wurde als Hồng Vân geboren. Doch mit dem Namen, den ihre vietnamesischen Eltern ihr gegeben hatten, hatte sie immer wieder Probleme.
"Wir haben in einem Asylbewerberheim ganz abgelegen in Bayern gelebt, und ich war lange Zeit die einzige, die nicht super weiß war und bayerisch gesprochen hat."
Vor allem in der Schule habe sie sehr unter ihrem Namen gelitten, erzählt Vanessa im Podcast "Kanackische Welle". Mitschüler und Lehrer hätten ihn nicht aussprechen können und hätten sich darüber lustig gemacht. Darauf hatte sie keine Lust mehr.
Als sie später in Deutschland eingebürgert wurde, ließ sie deshalb auch ihren Namen ändern. Bei Vanessa hat das geklappt, in anderen Fällen ist das schwieriger.
Dass einem der eigene Vor- oder Nachname einfach nur nicht gefällt, reicht nämlich nach aktueller Rechtsprechung nicht aus, um ihn ändern zu können, sagt Gabriele Rodriguez vom Namenkundlichen Zentrum der Universität Leipzig. Sie schreibt dort Gutachten für Menschen, die ihren Namen ändern lassen möchten.
"Man muss ausreichend Gründe bringen, die die Beamten überzeugen, dass hier Änderungsbedarf ist - und das ist in vielen Fällen schwierig."
Insgesamt genehmigen die Behörden aktuell nur relativ wenige der Änderungsanträge, sagt Gabriele Rodriguez: maximal 20 Prozent. Eine "Mandy" aus Niedersachsen, die sich durch ihren Namen benachteiligt fühlte, durfte ihn zum Beispiel nicht ändern. Obwohl Namensforscherin Rodriguez in ihrem Gutachten diese Benachteiligung belegen konnte.
Jeder fünfte Antrag geht heute durch
Gründe, die von den Behörden akzeptiert werden, können sein:
- Anstößige oder lächerlich klingende Namen, etwa "Fick" oder "Kotze".
- Ausländische Namen, die schwer zu schreiben oder auszusprechen sind.
- Jemand fühlt sich einem anderen Geschlecht zugehörig und möchte deshalb den Namen ändern.
- Namen, die mit sehr negativen Erinnerungen verbunden werden, von denen man sich versucht zu lösen – etwa bei Menschen, die in der Kindheit missbraucht wurden.
- Auch Menschen, die einen sehr häufigen Namen haben, durch den sie oft mit anderen verwechselt werden, kommen manchmal mit ihrem Änderungsantrag durch.
Was die Änderungen im Namensrecht bedeuten würden
Den Vorschlag, jeder Deutsche ab 16 Jahren sollen den Namen in Zukunft unkompliziert ändern können, findet Gabriele Rodriguez gut. Denn es gebe einfach viele Menschen, die sehr unter ihren Namen leiden, die die Beamten mit ihren Argumenten aber nicht ausreichend überzeugen können.
Die Expertenkommission sieht aber auch Ausnahmen vor: Wer zum Beispiel in ein Schuldnerverzeichnis eingetragen ist, soll nicht so einfach seinen Namen ändern können – um sich mit dem neuen Namen nicht einfach so davon stehlen zu können.
Für die Menschen, für die der Namenswechsel alle zehn Jahre möglich sein soll – und die ihren Namen schon mal geändert haben – ist dann vielleicht sogar eine Rückkehr zum alten Namen möglich. Denn manchmal kommt es vor, dass diese Leute den Wechsel bereuen. Auch bei Vanessa Vu ist das ein bisschen so:
"Dass es vielleicht einfach in Ordnung ist, Hồng Vân zu heißen, dass ich trotzdem ein schönes Leben hier in Deutschland führen kann und soll, das kam später, im Studium, als erwachsener Mensch."
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