Die Magnetschwebebahn kommt zurück - allerdings nicht als Hochgeschwindigkeits-Transrapid, sondern als Verkehrsmittel für den Nahverkehr. Der Name: TSB. Ein Baukonzern aus Bayern hat jetzt das OK des Eisenbahn-Bundesamts für die Serienproduktion bekommen.
In den 1990er-Jahren wurde der Transrapid als das Verkehrsmittel der Zukunft gefeiert. Die Magnetschwebebahn sollte als Hochgeschwindigkeitszug mit bis zu 500 Kilometern pro Stunde sogar irgendwann den Flugverkehr in Deutschland ersetzen - so die Idee.
Doch der Traum vom Transrapid ist geplatzt: zu teuer, zu groß und zu schnell. Der einstige Hoffnungsträger hat den Testmodus in Deutschland nie verlassen.
2006 kamen auf einer 31 Kilometer langen Teststrecke im Emsland 23 Menschen bei einem schweren Unfall mit dem Transrapid ums Leben. Fünf Jahre später wurde die Strecke stillgelegt. Und damit war das Thema Magnetschwebebahn vom Tisch – bis zu diesem Jahr.
Transrapid neu gedacht
Im Februar 2020 hat das Bundesverkehrsministerium mit einer Studie begonnen, um die Technik für den Nahverkehr zu testen.
Unabhängig davon hat das Eisenbahn-Bundesamt jetzt dem Bauunternehmen Max Bögl bestätigt, dass ihre Magnetschwebebahntechnik zulassungsfähig und sicher ist. Das bedeutet: Das Unternehmen aus Bayern kann damit anfangen, seine Fahrzeuge in Serie zu produzieren.
Die neue Bahn heißt "TSB", was für Transportsystem Bögl steht. Das Prinzip der Magnetschwebebahn wurde beibehalten: Die Bahn schwebt mithilfe von Elektromagneten wenige Zentimeter über der Strecke. Weil es keine Räder gibt, die verschleißen können, hat die Bahn mehr Grip, kürzere Bremswege und fährt energieeffizienter.
Günstiger, flexibler, platzsparender
Anders als der Transrapid, den damals Siemens und Thyssen Krupp gebaut haben, ist das TSB aber kompakter und schmaler.
Auch hat das neue System seinen Antrieb im Zug selbst, statt die Fahrtrasse zu umgreifen. Das sorgt für einen schmaleren Fahrweg, der einerseits Platz spart, sicherer sein soll und zusätzlich auch eine engere Taktung der Bahnen ermöglicht.
Magnetschwebebahn im Nahverkehr
Die neue Magnetschwebebahn ist auf den Nahverkehr ausgerichtet für Strecken von bis zu 50 Kilometern. Und sie fährt mit maximal 160 Kilometern pro Stunde - und damit vergleichsweise leise. "Damit könnte so ein System zu einer ernsthaften Konkurrenz zum Pendeln mit dem Auto, der S- oder U-Bahn werden", meint Deutschlandfunk-Nova-Reporter Sebastian Sonntag.
Zumal die Kosten für Anschaffung und Infrastruktur der Magnetschwebebahnen ähnlich hoch wie die einer S-Bahn sein sollen. Gleichzeitig sind die Betriebskosten des neuen Systems niedriger. Sebastian Sonntag findet: In der Theorie scheint das TSB erst mal einige Vorteile zu bringen.
"Das sorgt dann nicht dafür, dass du schneller von Hamburg nach Berlin kommst, aber vom Büro oder der Uni nach Hause zum Beispiel. Es ist also eine Strecke, von der du im Alltag eigentlich mehr hast."
Nach der Bestätigung des Eisenbahn-Bundesamts könnte die neue Magnetschwebebahntechnik schon 2023 den Nahverkehr ergänzen. Zum Beispiel auf einer Strecke zwischen Mühlheim an der Ruhr und Essen oder Düsseldorf und Heiligenhaus. Dort würde sie parallel zur Autobahn verlaufen.
Das Bundesverkehrsministerium plant, seine Studie im kommenden Jahr abzuschließen. Fällt die positiv aus, könnte das zusätzlich den Einsatz neuer Magnetschwebebahntechniken in Gang setzen.