Nach den Attentaten in den USA wird nicht nur den Tätern die Schuld gegeben. Auch Präsident Trump soll mit seiner Rhetorik Schuld an der zunehmenden Gewalt sein. Und die Internetplattform 8chan, die dem Hass ihrer Nutzer und Nutzerinnen freien Lauf lässt.
Nach dem Attentat in El Paso, Texas, bei dem der Täter am Samstag (03. August 2019) 22 Menschen erschossen hat, wird darüber diskutiert, wer verantwortlich ist für die Bluttat. Mit im Fokus dieser Debatte steht die Internetplattform 8chan. Dort hatte der Attentäter 20 Minuten vor dem Massaker seine Tat offenbar angekündigt. Auch der Attentäter von Christchurch und der Hauptverdächte beim Massaker in der Synagoge von Poway in Kalifornien nutzten diese Plattform für ähnliche Zwecke.
8chan war 2013 als Reaktion darauf gegründet worden, dass überall im Netz strenge Regeln fürs Posten von Inhalten eingeführt wurden. Auch beim bis dahin berühmt-berüchtigten Messageboard 4chan. Bei 8chan hingegen wird nicht moderiert. Dort können Nutzer weiterhin ungestraft gegen Frauen und Schwule hetzen, Muslime hassen oder Nazislogans posten. Und das super anonym. Einer der Grundsätze von 8chan ist nämlich, dass die Betreiber Userposts nicht kontrollieren oder löschen. Auf der Plattform finden sich auch Kinderpornografie, Falschmeldungen oder Fotos von krassen Unfällen.
"In einigen Foren auf 8chan, wohlgemerkt nicht in allen, hat auch eine Subkultur von Internettrollen ihr Zuhause gefunden, die sich gegenseitig zu immer neuen Gewalttaten anstacheln."
In einigen Foren von 8chan tauschen sich die Nutzer auch ausführlich über ihre Gewaltfantasien aus. Dafür ist vor allem das /pol-Forum bekannt. Pol steht für "political incorrect". Dort werden reale Attentate so besprochen als wären sie eigentlich nur Szenen aus einem Egoshooter-Game. Unter anderem beschweren sich Nutzer dort, wenn ihnen ein Attentat nicht blutig genug war. Die New York Times bezeichnet 8chan daher auch aktuell in einer Headline als "Megafon für Massenmörder".
Sicherheitsfirma kündigt 8chan-Betreibern
Nach den Attentaten war 8chan am Montag, (05. August 2019) für einige Stunden nicht erreichbar. Das Sicherheitsunternehmen Cloudflare, das die Plattform gegen externe Hackerangriffe geschützt hatte, kündigte den Plattformbetreibern. Cloudflare-Chef Matthew Prince gab damit dem öffentlichen Druck nach und erklärte, dass die Plattform 8chan gezeigt habe, "dass sie direkt tragische Ereignisse auslöst" die gesetzeswidrig seien. Er glaube allerdings nicht, dass seine Kündigung viel bringe. Und tatsächlich war 8chan wenige Stunden später auch wieder im Netz erreichbar – mit all seinen üblichen Posts.
8chan einfach dicht zu machen, wie viele Politiker und Medien jetzt fordern, dürfte nach Einschätzung von Netzreporterin Martina Schulte wenig bringen. Denn selbst wenn 8chan abgeschaltet würde oder so konsequent moderiert, wie heute 4chan: Das eigentliche Problem sind die Menschen, die sich dort auslassen. Und die kann man nicht einfach abschalten wie eine Website. Wenn man die von der einen Plattform vertreibe, tauchten sie einfach anderswo wieder auf.