• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren
Nachkriegsliteratur

Erich Maria Remarques "Im Westen nichts Neues": Vom Meisterwerk zum Hassobjekt

Erich Maria Remarques Buch "Im Westen nichts Neues" wurde beim Erscheinen 1928 gefeiert. Doch die Begeisterung hielt nicht an - Remarque musste fliehen. Der Literaturwissenschaftler Thomas F. Schneider erklärt die wechselvolle Geschichte.

Dieses Buch ist einer der berühmtesten Antikriegsromane überhaupt: "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque. Einige Jahre nach der Niederlage der Deutschen im Ersten Weltkrieg veröffentlicht, fand er riesige Zustimmung im Volk.

Doch die Begeisterung hielt nicht an: Nur wenige Jahre später wurde das Buch weithin abgelehnt. Der Literaturwissenschaftler Thomas F. Schneider erklärt, woher diese krassen Gegensätze kommen.

Erich Maria Remarque hat Kriegserlebnisse verarbeitet

Der Autor Erich Maria Remarque wird als 18-Jähriger eingezogen, recht bald in Flandern durch einen Granatsplitter verletzt und verbringt die Zeit bis zum Kriegsende 1918 im Lazarett.

Dort spricht er viel mit seinen Kameraden über Kriegserlebnisse und arbeitet sie in sein Werk mit ein. 1928 publiziert der Ullstein-Verlag das pazifistische Werk in einem Vorabdruck.

"Remarques Buch ist das Denkmal unseres unbekannten Soldaten - von allen Toten geschrieben."
Cover der Erstausgabe "Im Westen nichts Neues"

Das Werk sollte alle im Krieg getöteten Soldaten repräsentieren - ein kaum da gewesener Anspruch, wo doch bisher fast nur Heldentaten aus dem Krieg geschildert worden waren. Der Erfolg dann überwältigend: In nur einem Jahr verkaufte Ullstein eine Million Exemplare.

"Das ist ein ganz klarer Angriff auf den herrschenden Diskurs, denn das Buch ist desillusionierend."
Thomas F. Schneider, Literaturwissenschaftler

Im Kern geht es in der fiktiven Geschichte um die Frage, wie eine Nachkriegsordnung aussehen könnte. Und daran zerbissen sich die Kräfte in der untergehenden Weimarer Republik. Die Stimmung kippte, Erich Maria Remarque wurde der Lüge bezichtigt und verachtet.

Was er in der Folge ertragen musste, hat laut Thomas F. Schneider heutzutage noch kein Shitstorm bewirkt. Dem Schriftsteller blieb nur die Flucht. Die Nationalsozialisten hatten ihn in ihr Visier genommen.

Der Vortrag

Thomas F. Schneider leitet als Literaturwissenschaftler das "Erich Maria Remarque Friedenszentrum". Es ist angesiedelt bei der Universität Osnabrück, an der er auch Neue deutsche Literatur lehrt - ebenso wie an der Universität der Bundeswehr.

Sein Vortrag am 15. November 2018 stand unter dem Thema "Es ist ja immer noch Krieg. Der Erste Weltkrieg, Erich Maria Remarque und sein Werk der Weltliteratur". Veranstaltungsort war das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven.

Shownotes
Nachkriegsliteratur
Erich Maria Remarques "Im Westen nichts Neues": Vom Meisterwerk zum Hassobjekt
vom 07. November 2020
Moderator: 
Hans-Jürgen Bartsch
Vortragender: 
Thomas F. Schneider, Literaturwissenschaftler