Ein Drittel der Lebensmittel in Deutschland landet in der Tonne, obwohl sie noch genießbar sind. Ein Team von Lebensmittelrettern verkauft gerettete Lebensmittel im SirPlus-Laden.
Am Anfang von SirPlus stand die "Retterbox", in der sich gerettetes saisonales, regionales Gemüse befindet, das Landwirte auf dem Markt oder im Handel nicht verkaufen konnten. Aber auch Konserven oder Süßigkeiten, die es nicht über die Verkaufstheke geschafft haben. Per Crowdfunding konnten potentielle Kunden sich vorab eine "Retterbox" sichern, die ihnen nach Hause gebracht wird.
Nachhaltig und günstig
Parallel hat der SirPlus-Gründer Raphael Fellmer einen Laden in Berlin und einen Online-Shop aufgebaut, in dem Kunden abgelaufene Ware oder weggeworfene Lebensmittel einkaufen können. Sie sparen bis zu 70 Prozent dessen, was die Ware in den üblichen Supermärkten kostet. Das Sortiment reicht von Obst und Gemüse über Snacks und Getränke bis hin zu Grundnahrungsmitteln. Kühlware wie Fleisch und Käse bietet SirPlus ebenfalls an. Frisch im Sortiment: Sushi.
"In Deutschland werden sehr viele Lebensmittel weggeschmissen. Es sind so viele, dass ein LKW pro Minute gefüllt und quasi in die Tonne gekloppt wird."
Die meiste Ware bekommt Raphael von Groß- und Zwischenhändlern, aber auch von Produzenten und Landwirten aus Brandenburg. Bis zu 50 Prozent des Preises zahlt Raphael den Landwirten für ihre Waren, die entweder zu groß, zu klein oder nicht schön genug für die üblichen Märkte sind. Die Händler sind froh, ihre Ware loszuwerden, weil sie sich unter anderem die Entsorgung durch SirPlus sparen. Daher bezahlt Raphael ihnen für die abgenommenen Waren nur einen Bruchteil des üblichen Preises.
"Mittlerweile haben wir über 250 Produkte im Laden und über 600 Kunden und es werden jeden Tag mehr."
Ein Drittel der produzierten Lebensmittel bei uns landet in der Tonne, obwohl sie noch genießbar sind. Das müsste nicht sein. Denn in Deutschland darf jeder Laden Waren, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, verkaufen. Sie müssen das nur klar kommunizieren, sagt Raphael. Außerdem haben die Verkäufer die Auflage, die Ware zu testen, ob sie noch genießbar ist. Besonders stark wird SirPlus nicht kontrolliert, sagt Raphael. Die Lebensmittelkontrolleure hätten den Laden besucht, aber weil Raphael alle Auflagen einhält, gab es noch nichts zu beanstanden.
SirPlus ist keine Konkurrenz zu den Tafeln. SirPlus holt im Supermarkt oder Großhandel nur die Ware ab, die die Tafeln nicht mitnehmen.
"Klar, wenn man 50 Prozent Verschwendung in Deutschland hat, bedeutet das eigentlich 50 Prozent Überproduktion."
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