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Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Ein Team von Forschenden aus Korea hat ein Handydisplay entwickelt, das sich selbst repariert. Gehören verkratzte Smartphones bald der Vergangenheit an?

Elektronikartikel gehören zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken. Deshalb werden morgen wieder überall im Land neue Handys unter dem Weihnachtsbaum liegen. Doch die Freude daran währt nicht immer besonders lang, denn schon nach kurzer Zeit haben viele Displays erste Kratzer. Aber es gibt Hoffnung.

Das Korea Institute of Science and Technology (KIST) hat eine Forschungsarbeit veröffentlicht, die sehr ernst zu nehmen ist, glaubt Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Andreas Noll. Die Arbeit über Displays, die sich selbst reparieren, sei keine Marketingaktion eines Herstellers, sondern tatsächlich 100 Prozent Forschung. Allerdings werden diese Displays dieses Weihnachten noch nicht unter dem Weihnachtsbaum liegen – und wahrscheinlich auch noch nicht im nächsten Jahr.

Leinöl und Polyimid

Für einen unschönen Kratzer reicht es meistens schon, wenn ihr einmal aus Versehen den Schlüsselbund zusammen mit dem Handy in der Tasche habt.

"Die Selbstheilung soll mit Leinöl und farblosem Polyimid funktionieren: Sie dringen in die Risse ein und verschließen sie."
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Die Selbstregeneration der Display basiert auf einer Kombination von Leinöl und einem bestimmten Kunststoff, dem sogenannten farblosen Polyimid (CPI). Diese Materialzusammenstellung stellt offenbar eine wirksame Alternative zu gewöhnlichem Glas dar. Wenn es zu Kratzern, also kleinen Brüchen kommt, dann dringt das Öl aus diesem Werkstoff in die Risse ein und verschließt sie.

Reparaturöl in Mikrokapseln verschlossen

Das Öl ist natürlich nicht flüssig – das wäre kaum praxistauglich – sondern in Mikrokapseln verschlossen. Bei Brüchen platzen diese Kapseln auf und lassen das Öl in winzigen Mengen fließen. Da das Öl bei Lufttemperatur aushärtet, ist das Display dann erneuert. Zusätzliche Apparaturen für das Aushärten werden also nicht benötigt.

Unter idealen Bedingungen – das bedeutet, es muss auch UV-Licht vorhanden sein – gehen die Forschenden davon aus, dass die Risse in 20 Minuten abgedichtet sind. Sollte sich die Neuentwicklung in Tests als praktikabel bewähren, wäre das eine deutlich bessere Alternative als die UV-Kleber, die aktuell verwendet werden, um Risse im Display zu kitten, findet Andreas Noll.

Alternative: Schutzfolie

Natürlich könnt ihr auch Displayfolien benutzen, um euer Handy zu schützen. So wirklich durchgesetzt haben sich die seiner Beobachtung nach aber noch nicht, sagt Netzreporter Andreas Noll. Viele Handy-Besitzerinnen und -Besitzer seien eher zurückhaltend, sich eine Plastikfolie auf ihr Display zu kleben. Bei ihm selbst – er hat auch keine – sei das vielleicht einfach nur Faulheit.

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Doch egal ob selbstheilendes Display oder Schutzfolie: Nicht nur aus finanziellen Gründen solltet ihr euer Handy so lange wie möglich nutzen, sondern auch für den Klimaschutz. Zumindest wäre das sehr hilfreich, hat die Plattform "iFixit" zur Eigenreparatur ausgerechnet: "Aus Umwelt- und Klimaschutzperspektive sollten Smartphones nur dann ersetzt werden, wenn ein neues Produkt im Gebrauch soviel energie- und ressourceneffizienter ist, dass es die Emissionen aus der Produktionsphase ausgleicht", so der "iFixit"-Europachef in einem Interview mit Futurezone. Je nach Gerät liege dieser Zeitraum "verblüffenderweise zwischen 25 und 232 Jahren".

Shownotes
Nachhaltige Technik
Das selbstheilende Smartphone-Display
vom 23. Dezember 2020
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter