Naturschnee ist in Korea Mangelware. Was machen also die Koreaner mit einer Skisprungschanze, wenn es nicht schneit? In vielen ehemaligen Olympia-Austragungsorten stehen solche Sportstätten-Ruinen. Das muss nicht sein.
Es gibt auch positive Beispiele, etwa die Austragungsorte London oder Vancouver, die von Beginn an den Rückbau oder die Umnutzung der Sportstätten mitgeplant hätten, sagt Natalie Eßig. Sie ist Professorin für Baukonstruktion und Bauklimatik an der Hochschule München.
Olympia mit Auftrag zur Nachhaltigkeit
Wenn zehn Prozent Nachhaltigkeit und Umweltschutz nach den Spielen in Pyeongchang übrig bleiben, wäre das schon ein Erfolg, sagt Natalie Eßig. Die Nachnutzung der Stätten und die Einführung von Umweltstandards und Umweltgesetzgebung, die durch die Vorgaben für die olympischen Spielstätten in das Land gebracht wurden, wären ein Beleg für den Erfolg.
"Wenn wir in fünf Jahren erste Umweltstandards und -gesetzgebungen in Korea haben, dann ist das der Erfolg der Olympischen Winterspiele."
Doch schon jetzt ist klar, dass der Wald am Berg Gariwang, in dem 60.000 alte Bäume gefällt worden sind, sich nicht mehr in den alten Zustand zurückversetzen lässt. Dafür wurden einige Bäume statt gefällt, ausgegraben, um sie später wieder einzusetzen. Doch ein Großteil der Bäume ist laut der Umweltschutzorganisation Green Korea mittlerweile abgestorben, wie unsere Nachrichten berichten.
Nachhaltige Stadtplanung in London
Ein gutes Beispiel, wie olympische Sportstätten nachhaltig genutzt werden können, bietet London. Das Olympiastadion sollte von 80.000 Sitzplätzen auf 25.000 reduziert werden. Inzwischen wird es nicht als Leichtathletik-, sondern als Fußballstadion mit rund 60.000 Plätzen genutzt. Trotzdem ist das ein Erfolg, sagt Natalie Eßig.
"London hat bewiesen, dass man es schafft, innerhalb von zwei bis drei Jahren alle Bauten zurückzubauen oder umzunutzen."
Mit über 25 temporären Bauten hat in London durch die Olympischen Spiele eine nachhaltige Stadtentwicklung begonnen, sagt Natalie Eßig. Beispielsweise lassen sich Hallen für Volley- und Basektball oder Plätze für Beach-Volleyball vorübergehend errichten und leicht wieder abbauen.
"In Rio war es wie in Pyeonchang, es gab unheimlich hohe Zielsetzungen an Nachhaltigkeit, Nachnutzung und Umweltstandards. Wenn man sich die Bilder ein, zwei Monate nach den Spielen anschaut, ist das wirklich eine Katastrophe, da tut mir das Herz weh."
Beispielsweise steht das Schwimmstadion in Rio komplett leer, alles ist zerstört, Sitze sind herausgerissen. Brasilien schaffte es nicht, die Zielsetzungen umzusetzen, so Natalie Eßig. Beim Maracana-Stadion im Herzen von Rio gibt es laut Natalie Eßig eine Nachnutzung. Medien berichten, dass auch dieses Stadion verfällt wie alle anderen.
Planung über die Spiele hinaus
Besonders schwierig ist es, wenn im Vorfeld die Nachnutzung nicht feststeht. "Dann ist das Ganze schon verloren", sagt Natalie Eßig. Die Menschen müssen aber nicht zugucken, wie Sportstätten zerfallen, auch wenn sie wie in Sarajevo infolge des Bosnienkriegs stark zerfallen sind. Natalie Eßig berichtet, dass sich Mountainbiker die Bobbahn in Sarajevo zurückerobert hätten.
Auch wenn das Olympische Komitee Vorgaben für die Errichtung der Sportstätten macht, liegt es immer noch am Austragungsland selbst, diese auch einzuhalten. Die Olympischen Spiele 2028 werden in Los Angeles zum dritten Mal nach 1932 und 1984 stattfinden. Die Stadt kann schon vorhandene Einrichtungen wiederbeleben. "Wenn Bestandsbauten saniert werden, ist das A sehr gut für die Stadt, und B: Man braucht keine Neubauten", sagt Natalie Eßig.
Am nachhaltigsten hat - aus Sicht von Natalie Eßig – Vancouver Sportstätten errichtet. Dort haben die Verantwortlichen nicht nur die Sportstätten für die Olympischen Spiele geplant, sondern direkt auch die mögliche Nachnutzung festgelegt.
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