Ein Start-up-Gründer hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Menschen nach ihrem Tod nachhaltig bestatten lassen können: In einem 40-tägigen Prozess wird der Körper eines Verstorbenen in Erde umgewandelt.
Pablo Metz ist Gründer des Berliner Start-ups "Meine Erde". Ein Gespräch mit seiner 98-jährigen Oma brachte ihn auf die Frage, weshalb sich viele von uns nach ihrem Tod verbrennen lassen.
Pablo ist studierter Betriebswirt. Ursprünglich hatte er nicht vor, Bestattungsunternehmer zu werden oder eine neue Art der Beerdigung zu entwickeln. Nachdem er aber einmal angefangen hatte, sich damit auseinanderzusetzen, wieso sich viele für eine Einäscherung entscheiden, ließen ihn viele Fragestellungen nicht mehr los. Denn er erkannte schnell, dass diese konventionelle Art der Bestattung nicht besonders nachhaltig ist.
Bei einer Feuerbestattung wird beispielsweise viel Erdgas verbrannt, sagt Pablo Metz. Wenn zudem noch der Sarg mit verbrannt wird, werden dabei viele Schwermetalle freigesetzt. Mit seiner neu entwickelten Methode, der Re-Erdigung, fallen diese beiden Punkte weg. Dadurch entsteht deutlich weniger CO2.
"Dieser ganze Prozess funktioniert ganz natürlich durch die Mikroorganismen, die sowieso um uns herum sind, auf unserem Körper, in dem Substrat, das wir hinzugeben, aber auch im Körper, im Magen und im Darm, und wir versorgen lediglich die Mikroorganismen während dieser 40 Tage mit Sauerstoff und Feuchtigkeit."
Bei der Entwicklung der nachhaltigeren Alternative zu Feuerbestattungen orientierte sich der Gründer an der Natur – unter anderem an Eichhörnchen und daran, wie sie in der freien Natur sterben. Der Kadaver, der auf dem Waldboden liegt, verrottet nämlich nach und nach und wird dann zu Erde.
Re-Erdigung: Im Hightech-Sarg auf Stroh und Blumen gebettet
Analog dazu wird dieser Prozess des Vergehens unter speziell geschaffenen Bedingungen simuliert und beaufsichtigt. Der Körper eines verstorbenen Menschen wird in eine Art Hightech-Sarg aus Edelstahl gelegt. Dort liegt der Körper 40 Tage lang auf Stroh und Blumen.
Die Feuchtigkeit innerhalb des sargähnlichen Behälters und die Temperatur werden ständig kontrolliert und gesteuert, sodass der Körper innerhalb dieser 40 Tage sozusagen kompostiert wird. Der Gründer von "Meine Erde" bevorzugt dafür den Begriff der Transformation.
In 40 Tagen zu Erde werden
Nach 40 Tagen sind Leichnam, Stroh und Blumen zu Erde geworden. Die Erde wiegt rund anderthalb Mal so viel, wie der verstorbene Mensch zu Beginn des Prozesses gewogen hat. Ein weiterer Vorteil dieser Methode, sagt Pablo Metz, sei, dass dem Boden auf diese Weise zusätzlich Nährstoffe und Kohlenstoffe hinzugefügt werden können.
Trotz der aufwendigen Methode ist eine Re-Erdigung zudem nicht teurer als eine durchschnittliche Feuerbestattung – beide kosten rund 2.100 Euro.
"Man hat etwas Erde, darauf wächst ein Baum, das finde ich einen tröstenden Gedanken und etwas, das das eigene Leben in einen größeren Kreislauf stellt."
Bisher gibt es die sogenannten Re-Erdigungen als europaweites Pilotprojekt nur im Bundesland Schleswig-Holstein. Pablo Metz plant auch mit den Gesundheitsministerien anderer Bundesländer zu sprechen, die in der Regel für Bestattungen zuständig sind. Er möchte sich eine Genehmigung dafür einholen, diesen Bestattungsservice auch außerhalb Schleswig-Holsteins anbieten zu können.