Die milden Wintertemperaturen sind Stress für Igel – aus unterschiedlichen Gründen. Wenn wir Igel finden, die schwach und unterernährt sind, können wir helfen. Wie, das weiß Stefanie Jaksch. Sie betreibt ehrenamtlich eine Igel-Pflegestelle.

Igel halten einen ausgedehnten Winterschlaf. Ab November geht es los. "In der Regel schlafen Igel bis März, April. Teilweise aber auch bis in den Mai hinein", sagt Stefanie Jaksch. Sie betreibt ehrenamtlich eine Igel-Pflegestelle in Ringelsdorf, in Sachsen-Anhalt.

Doch manche Tiere werden mittlerweile schon vor März wach – aufgrund der milden Temperaturen. Für die Igel kann das zum Problem werden. Denn ihre Hauptspeise schläft dann noch: die Insekten. "Der Igel findet dann einfach nichts zu essen", weiß die Igel-Schützerin.

"Wenn der Igel früher aufwacht, dann steht er erstmal vor einem großen Problem. Weil die Insekten schlafen noch alle."
Stefanie Jaksch, betreibt ehrenamtlich eine Igel-Pflegestelle

Auf dem Speiseplan stehen unterschiedlichste Insekten: Laufkäfer zum Beispiel, auch Schmetterlingslarven.

Schnecken und Regenwürmer sind nur Notnahrung, so Stefanie Jaksch. Denn die können Parasiten übertragen. Deshalb schlagen Igel nur zu, wenn sie keine andere Nahrung finden. Doch genau das passiert als Folge des Insektensterbens, weshalb Igel häufig stark von Würmern befallen sind.

Igel leiden unter warmen Wintern

In der Pflegestelle bei Stefanie Jaksch sind zurzeit zehn kleine Igel. Für Anfang April sind das recht viele. Die meisten der Tiere kamen unterernährt zu ihr, zum Teil war die Situation schon lebensbedrohlich.

Manche sind vermutlich schon unterernährt in den Winterschlaf gegangen. Die milden Winter kosten die Igel dann nochmal extra Kraft. Denn: "Die Igel wachen im Winter öfter auf, als sie es eigentlich tun", sagt Stefanie Jaksch, "dafür müssen die Tiere an ihre Fettreserven ran."

Motorsensen und Co sind bedrohlich

In andere Pflegestellen wurden bereits erste Igel mit Verletzungen durch Motorsensen gebracht. Denn das milde Wetter treibt auch schon die Gärtner*innen raus. Doch unter Hecken, im Gestrüpp und natürlich auch im hohen Gras können jetzt noch Igel liegen und schlafen. Deshalb ist es gut, erst ab Mai die Motorsense und Co rauszuholen.

"Mit der Bodenarbeit im Garten sollte man bis Mai warten."
Stefanie Jaksch, betreibt ehrenamtlich eine Igel-Pflegestelle

Stefanie Jaksch weiß auch, was wir machen können, wenn wir einen Igel finden, der schwach und unterernährt ist. Häufiger Anfängerfehler: großen Teller Futter hinstellen. "Das bitte nicht machen", sagt die Igel-Expertin, "man muss bei untergewichtigen Igel wirklich ganz langsam Schritt für Schritt vorgehen."

Zuerst sollten wir schauen, ob der Unterbauch beim Igel warm ist, rät Stefanie Jaksch. Denn Igel, die Untertemperatur haben, sollten wir nicht füttern. Stattdessen können wir den Tieren mit einer gut handwarmen Wärmflasche helfen.

"Unterkühlte Igel nicht füttern."
Stefanie Jaksch, betreibt ehrenamtlich eine Igel-Pflegestelle

Dann die Tiere erst einmal mit einem Teelöffel alle zwei Stunden füttern. Damit der Körper nicht überlastet wird. Sonst kann der Kreislauf kippen, so Stefanie Jaksch. Das kann lebensbedrohlich sein.

Wichtig für die Igel ist auch, dass sie ihren Lebensraum behalten. Doch der schwindet. "Wir betonieren alles zu. Die Gärten werden nicht mehr naturnah gestaltet. Es werden Mauern um die Gärten herum gebaut", sagt Stefanie Jaksch. Doch die Igel brauchen ihren Lebensraum, weil sie dort auf Nahrungssuche gehen.

Shownotes
Nach dem Winterschlaf
Wie wir Igeln helfen können
vom 08. April 2024
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartnerin: 
Stefanie Jaksch, betreibt ehrenamtlich eine Igel-Pflegestelle