StreitWie wir uns wieder vertragen

Doreen und Jonathan sind seit 10 Jahren zusammen, sie sind verheiratet, ein Team privat und im Job, und sie haben eine kleine Tochter. Anfang des Jahres kam es zwischen den beiden, aber zu einem ziemlichen Streit.

Doreen erzählt, dass beide viel zu tun hatten, sie waren im Stress, dazu hatten sie sich noch mit Corona infiziert. Dann hat es geknallt, ohne dass sie sich an den konkreten Auslöser erinnern kann, so Doreen.

Doreen, die sich selbst eher als emotionalen Menschen beschreibt, hat sich nicht mehr gesehen gefühlt, sie fühlte sich allein und bei ihr hatte sich einiges aufgestaut, sagt sie. Da sei ihr einfach die Hutschnur gerissen.

Im Affekt geht sie aus dem Haus - ohne Mütze und warme Sachen. Sie läuft durch die Gegend, und während sie läuft, steigert sie sich noch mehr hinein in diese negativen Gefühle: "Soll er doch mal sehen, wie er alleine zurechtkommt", denkt sie. Gleichzeitig vermisst sie Jonathan, will aber auch aus Stolz nicht zurück.

Doch irgendwann sieht sie ein: "Wegrennen ist auch keine Lösung". Ihre Beziehung ist ihr doch viel zu wichtig, um den Streit noch weiter eskalieren zu lassen. Also beschließt sie, zurückzugehen. Erst einmal umarmt sie Jonathan. Später reden beide darüber, was eigentlich passiert ist.

"Eigentlich sind wir ein Team"

"Irgendwann, wenn sich alles ein bisschen beruhigt hat, schaltet ja mein Gehirn zum Glück auch wieder ein", sagt Doreen. Und sie weiß: "Eigentlich sind wir ja ein Team. Wir haben bisher immer eine Lösung gefunden."

Beide klären die Aufgabenverteilung in der Familie, sprechen über ihre Gefühle und versuchen, Ruhe in die Sache zu bringen. Am wichtigsten sei es aber, meint Doreen, dass sich nach der Aussprache jeder vom anderen verstanden fühlt.

Das sieht auch die Psychologin Diana Böttcher so. Sie sagt: Die größte Herausforderung sei es, die Gefühle des anderen zu akzeptieren - nicht auf einer oberflächlichen Ebene, sondern auf einer tieferliegenden.

Es gehe nach einem Streit darum, die Gefühle, die für eine Bindung wichtig sind, zu prüfen. Vielleicht fühlt sich jemand tief verletzt, im Stich gelassen oder nicht verstanden. Da müsse man ansetzen. Dabei sei es egal, ob es um eine Freundschaft oder eine Paarbeziehung gehe.

Wenn ein Paar oder Freunde es schaffen, auf diese tieferliegenden Emotionen zu achten, dann könne man auch aus einem Streit gestärkt hervorgehen, sagt Diana Böttcher.

Generell sollten wir nach einem Streit uns Zeit lassen und auch dem anderen Zeit geben, sofern er zunächst Abstand braucht. Denn nicht jeder schaffe es direkt, sich auszusprechen. Das sei auch eine Typfrage, so die Psychologin.

Nachdem wir aber die emotionale Ebene geklärt haben, sei die sachliche Ebene oft gar nicht mehr so wichtig. Oder es lassen sich dann ganz einfach gemeinsame Lösungen finden, nachdem wir uns in unserer Beziehung oder Freundschaft wiedergefunden haben.

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