Die Abstimmung über die Verfassungsänderung in der Türkei hat Spuren hinterlassen. Plötzlich ist die Integration von Türken wieder Thema, und sie müssen Fragen beantworten wie: "Was haben wir Deutsche euch denn angetan?"
Die stimmberechtigen Türken in Deutschen haben gewählt und mit darüber abgestimmt, ob die türkische Verfassung geändert werden soll oder nicht. Egal, wie das Ergebnis ausgeht - das Referendum hat Konsequenzen für das Verhältnis zwischen Türken, Deutsch-Türken und Deutschen, sagt die ARD-Türkeiexpertin Ayca Tolun.
"Plötzlich ist die Integration von Türken das große Thema."
Tolun beobachtet, dass das Zusammenleben von Türken und Deutschen plötzlich wieder hinterfragt wird. Ein Kiosk-Besitzer hat ihr erzählt, er müsse sich ständig rechtfertigen, was denn mit der Türkei und Erdogan los sei. Er antwortet: "Ich bin überhaupt nicht für Erdogan."
Ein türkischstämmiger Hotelier aus Köln musste die Frage beantworten, was "wir Deutschen euch denn angetan haben". Er mache sich über das deutsch-türkische Verhältnis Sorgen, sagt Tolun.
"Vaterlandsverräter"
Aber auch innerhalb der türkischen Gemeinschaft hat das Referendum Spannungen erzeugt. Die Anhänger von Erdogan und dem Präsidialsystem beschweren sich, man hätte sie überall kritisiert. Die Nein-Sager beschweren sich, der soziale Druck sei so groß, dass man sich nie offen bekennen konnte, auch und gerade in der eigenen Familie nicht. Manche seien als "Vaterlandsverräter" bezeichnet worden.
Die Wahlberechtigten in der Türkei stimmen am Sonntag, 16. April, ab.