In Niedersachsen wurde ein Mann angeblich von einem Wolf angegriffen. Das wäre das erste Mal, seit das Tier sich wieder in Deutschland angesiedelt hat.

Der Mann ist Gärtner auf einem Friedhof und hat der Polizei erzählt, dass er an einem Zaun gekniet habe, der den Friedhof vom Moorgebiet abgrenzt. Als er nach einem Werkzeug hinter sich greifen wollte, habe er etwas an seiner Hand gespurt. Der Wolf soll dann nach seiner Hand geschnappt und ihn verletzt haben. Der Gärtner sagt auch, dass er insgesamt vier Tiere in der Nähe entdeckt und mit einem Hammer vertrieben habe.

Ob das wirklich Wölfe waren, ist aktuell noch nicht klar: Biologen des niedersächsischen Wolfsbüros haben Haare auf dem Friedhof und dem Hammer des Mannes gefunden und wollen diese DNA-Spuren testen lassen. Ganz sicher ist dabei zwar nicht, ob die Haare auch wirklich von dem angreifenden Tier stammen, aber zumindest wüssten die Behörden dann, ob es sich um einen Wolf gehandelt hat.

Es ist schwer, zwischen Wolf und Hund zu unterscheiden

Bisher gab es zwar Fälle von Wölfen, die Schafsherden angegriffen haben – aber es gibt keine Berichte darüber, dass Wölfe Menschen gegenüber aggressiv waren. Je nach Rasse ist es auch gar nicht so einfach zu unterscheiden, ob das Tier ein Wolf oder ein Hund ist. 

"Diese Wolfshunderassen sehen Wölfen zum Teil äußerlich so ähnlich, dass auch Experten nicht ohne Weiteres sagen können, ob das ein Wolfshund ist oder ein Wolf."
Alexandra-Christina Rank, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion

Denn es gibt Hunderassen, die sehr ursprünglich sind, sogenannte Wolfshunde. Diese Wolfshunde sind in den vergangenen Jahren auch in Deutschland beliebter geworden – zum Teil sehen sie Wölfen so ähnlich, dass noch nicht mal Experten sie äußerlich sicher vom Wolf unterscheiden können. 

Eine weitere Möglichkeit wäre, dass es sich um einen Wolfshybriden gehandelt hat – also ein Tier mit einem Elternteil Wolf und einem Elternteil Hund. Diese Hybriden sind allerdings sehr selten in Deutschland. Zu welcher Art die Tiere nun gehörten, wird wohl nur genetisch sicher feststellbar sein.

Egal ob Wolf oder Hund – das Tier könnte krank gewesen sein

Für einen Wolf spricht zum Beispiel, dass in der Gegend in Niedersachsen immer wieder Wölfe gesichtet wurden und auch, dass der Friedhof am Ortsrand und einem angrenzenden Moor liegt. Die Jahreszeit würde ebenfalls passen: Der NDR berichtet, dass junge Wölfe momentan wohl ein bisschen draufgängerischer sind, als sonst im Jahr und dadurch vielleicht auch weniger scheu. Dagegen spricht, dass eines der Tiere nach Angaben des Gärtners schwarz gewesen ist – denn aktuell soll es keine schwarzen Wölfe in Deutschland geben. 

"Den Vorfall nehmen alle ernst. Denn egal, ob Wolf oder Hund: Das Tier kann ja zum Beispiel krank gewesen sein."
Alexandra-Christina Rank, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion

Grundsätzlich ist es wichtig zu wissen, ob es nun Wölfe oder Hunde waren, denn bisher wurde das Risiko, dass Menschen von Wölfen angegriffen werden, eher gering eingeschätzt. Aber egal, ob Wolf oder Hund: Gerade bei dem angreifenden Tier ist wichtig, ob es krank gewesen ist. Das ist mitunter auch ein Grund, warum der Vorfall so ernst genommen wird.

Das Foto im Beitrag ist ein Symbolbild und soll den Wolf nur beispielhaft darstellen. 

Mehr zum Thema:

Shownotes
Wolf? Hund? Wolfshund?
Wer den Gärtner biss
vom 29. November 2018
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartnerin: 
Alexandra-Christina Rank, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion