• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Er habe etwas über sich selbst und über Schmerzen gelernt, twitterte Jack Dorsey nach seinem zehnägigen Meditationsurlaub in Myanmar. Viele Nutzer finden das angesichts des Genozids an den Rohingya unangebracht.

Zehn Tage lang ist Twitter-Chef Jack Dorsey nach Myanmar gereist, um dort - beginnend mit seinem Geburtstag - zehn Tage lang zu schweigen und zu meditieren. Vipassana nennt sich diese Meditationspraxis. Laut Wikipedia der Weg, "um das durch Nichtsehen (avijjâ) und Verblendung (kilesa) verursachte Leiden (dukkha) zu überwinden."

Vor dem Hintergrund, dass gerade in Myanmar viele Menschen ermordet und vertrieben wurden und damit sehr viel Leid verursacht wurde, kam dieser Tweet nicht bei allen Nutzern gut an. Auch die Lobpreisung Dorsey für das gute Essen und die Menschen "full of joy" stieß vor diesem Hintergrund vielen bitter auf.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Die geführte Diskussion geht in die Richtung: Ist es OK, in einem Land Urlaub zu machen, in dem es Menschenrechtsverstöße gibt oder Repressalien gegen Oppositionelle? Und das auch noch als Chef eines großen, öffentlichkeitswirksamen und -bildenden Medienunternehmens?

"Wenn Mark Zuckerberg Jubelnachrichten aus Myanmar losgelassen hätte, wäre das vollkommen abartig gewesen - aber auch bei Twitter kann man nicht behaupten, dass die das Problem Hatespeech und Desinformation allzu gut in den Griff bekommen."
Michael Gessat, Netzreporter

Das Problem: Twitter-Chef Jack Dorsey ist Vorsitzender  eines großen sozialen Netzwerks. Er macht Meditationsurlaub in einem Land, in dem die Verfolgung der Rohingya, Aufrufe zu Mord und Vergewaltigung über ein soziales Netzwerk organisiert wurden - zwar nicht über Twitter, sondern Facebook -, aber der Beigeschmack bleibt.

Kann ein Unternehmer Privatmensch sein?

Es gibt aber auch Gegenstimmen. Zum Beispiel die, dass auch Firmenmitarbeiter und -besitzer ein Recht auf Privatleben haben müssten, ohne dass immer alle Aktivitäten an die Firmensicht gekoppelt würden. Oder auch, dass Verantwortliche von sozialen Netzwerken durchaus auch die Länder mal besuchen sollten, an deren politischem Diskurs sie beteiligt sind.

Mehr zum Thema:

Shownotes
Meditationsreise
Twitter-Chef erntet Kritik für Myanmar-Urlaub
vom 10. Dezember 2018
Moderation: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Michael Gessat, Deutschlandfunk Nova