Viren mutieren – so auch das neuartige Coronavirus. Der Biologe Mark Benecke erklärt, warum das so ist und ob mutierte Viren immer auch gleich gefährlicher sind.
Da unklar ist, welche Lebensbedingungen in Zukunft herrschen, gehört es zum Prozess der Evolution, dass sich das gesamte Leben auf der Erde stetig zufällig verändert. Auch beim Menschen verändert sich die Erbsubstanz immer wieder. Dabei geht es darum, sich bestmöglich anzupassen, sagt Mark Benecke, Kriminalbiologe und Autor des Buches "Viren für Anfänger".
"Daher kommt ja auch der Begriff des Überlebens des am besten Angepassten – nicht des Stärksten. Das ist totaler Quatsch und das gilt auch für Viren."
Gleiches gelte auch für Viren, die sich als lose Informationsstückchen ebenso auf unvorhersehbare und künftige Umweltveränderungen einstellen würden. Die Mutation von Viren ist also ein ganz normaler Prozess.
Viren mutieren auf verschiedene Weise
Viren können dabei auf verschiedene Weise mutieren, so etwa beim Kopieren, sagt Mark. Beim Andocken eines Virus vermehre es sich und dabei könne es, vereinfacht ausgedrückt, zu Lese- und Schreibfehlern kommen, so der Kriminalbiologe.
So können aus einem Virus verschiedene Sorten entstehen – zum Beispiel bei der Übertragung der Viren von Mensch auf Tier oder vom Tier auf den Menschen – auch Zoonose genannt. Möglich sei eine Mutation aber auch aufgrund von Strahlungen, die auf die RNA und DNA schieße.
Mutierte Viren könnten der Grund sein, wenn Menschen sich ein zweites Mal mit Covid-19 anstecken würden. Jedoch gäbe es derzeit eine Reihe von Fällen, bei denen unklar sei, ob es sich überhaupt um eine Zweitinfektion handelt, sagt Mark Benecke.
"Es ist nicht immer gesagt, dass eine zweite Infektion daher kommt, dass du eine neue Virussorte hast. Es gibt auch Fälle, wo man gar nicht so genau weiß, ob das eine echte Zweitinfektion ist."
Langfristig würden mutierte Covid-19-Viren jedoch der Grund einer erneuten Ansteckung sein, glaubt Mark. Das zeige sich deutlich an früheren Virus-Ausbrüchen – aus Sars-CoV, das sich 2002/2003 in Asien verbreitete, ist durch Mutation Sars-CoV-2 entstanden.
Mutation – von harmlos bis super gefährlich
Im Fall von Covid-19 könne es passieren, dass wir uns viel später ein zweites Mal anstecken. Wenn Viren mutieren, heiße das aber nicht, dass sie dann gefährlicher seien, sagt Mark. Alles sei möglich. Beispielsweise sei die aktuelle Covid-19-Mutation, die bei Nerzen entdeckt wurden, vor allem für die Tiere besonders schädlich.
"Es gibt alles zwischen passiert überhaupt nichts, bis hin zu es wird super schrecklich."
In der Vergangenheit waren Virus-Ausbrüche oder Mutationen teils lokal beschränkt. In der heutigen Zeit, in der wir immer stärker in den Lebensraum der Tiere eindringen würden und um die Welt fliegen, rechnet der Biologe damit, dass es auch in Zukunft häufiger und weltweit zu Virus-Ausbrüchen kommen könnte.
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