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David spricht inzwischen mutig über seine Sexualität. Psychologin Amanda Nentwig-Utzig erklärt, was in uns geschehen muss, damit wir uns trauen, ein authentisches Leben zu führen.

Sich für andere engagieren und ein Wort für sie einzulegen, das konnte David schon immer. Aber für sich einzustehen, sich so zu zeigen, wie er ist, das fiel ihm früher nicht leicht. Früher meint vor allem die Schulzeit. Denn David ist schwul, in der Schule sollte das aber niemand wissen.

Wie wir lernen, authentischer zu sein

Die Jahre vergingen, David studierte, fand einen Job als Politikberater und hatte mit seinem ehemaligen Abijahrgang nicht mehr viel zu tun. Bis die Einladung zum zehnjährigen Abitreffen eintrudelte und damit die Frage an ihn, ob er nicht eine Rede vor dem gesamten Jahrgang halten wollte. Er zögerte und überlegte, schließlich sah er darin die Chance, sie für sein Coming-out vor den ehemaligen Mitschüler*innen zu nutzen.

"Es hat gutgetan, meiner Stufe ganz öffentlich zu sagen, dass ich schwul bin. Das war schon eine kleine Befreiung für mich."
David über sein Coming-out

Ein Grund, warum David während seiner Schulzeit nicht offen mit seiner Sexualität umgegangen ist, war der fehlende Support der Mitschüler*innen, erzählt er. Als er nach dem Abi in eine andere Stadt zog, fand er Menschen, denen er sich anvertrauen konnte und die ihn in seiner Identität bestärkt haben.

Dennoch weiß er rückblickend, dass er erst lernen musste, ehrlich zu sich selbst zu sein, um seine Homosexualität öffentlich zu machen, sei es auf jenem Abitreffen oder auch auf Fotos auf Social Media.

Selbstakzeptanz als Basis für Souveränität

Sich selbst zu akzeptieren, sieht auch die psychologische Psychotherapeutin Amanda Nentwig-Utzig als Grundvoraussetzung, um sich so zu zeigen, wie man ist. Es sei außerdem ein elementarer Bestandteil, um einen gesunden Selbstwert aufzubauen.

"Sich offen und authentisch zu zeigen, ist etwas, was wir lernen können."
Amanda Nentwig-Utzig, psychologische Psychotherapeutin

Zunächst sollte man sich das Bedürfnis, sich authentischer zu zeigen oder eine Facette von sich preiszugeben, die der Familie oder dem Freundeskreis bis jetzt unbekannt geblieben ist, bewusst machen und dieses Bedürfnis auch ernst nehmen, sagt Amanda Nentwig-Utzig. Dann komme es darauf an, jede Gelegenheit, die sich bietet, zu nutzen, um zu sagen, was man denkt oder sich so zu zeigen, wie man wirklich ist.

Bevor man das erste Mal mit einem Bekenntnis oder Coming-out rausgeht oder ein Bedürfnis klar benennt, kann es helfen, sich ein paar Worte zurechtzulegen, sagt Amanda Nentwig-Utzig. Das könne helfen, mit der eigenen Unsicherheit und Nervosität umzugehen.

"Negatives Feedback schlagfertig zu kontern, finde ich weniger wichtig als die eigene Haltung, also die Fähigkeit, zu dem zu stehen, was ich sage und wer ich bin."
Amanda Nentwig-Utzig, psychologische Psychotherapeutin

Außerdem sollte man sich ernsthaft fragen, mit wem man eine enge Beziehung führen möchte. Und ob das mit Menschen funktioniert, die einen nicht dafür akzeptieren, wer man ist. Laut Amanda Nentwig-Utzig sollte man aber auch nicht vom Allerschlimmsten ausgehen. Sich ehrlich und damit auch verletzlich zu zeigen, beeindrucke andere und führe nicht selten zu mehr Austausch und damit zu einer tieferen Beziehung. Sich das vor Augen zu führen, könne empowern und Mut für den ersten Schritt machen.

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Shownotes
Mut
Wenn wir uns so zeigen, wie wir sind
vom 24. August 2023
Moderation: 
Dominik Schottner
Gesprächspartner: 
David, erzählt wie es war, als er sich vor seinem ehemaligen Jahrgang geoutet hat
Gesprächspartner: 
Amanda Nentwig-Utzig, Psychologische Psychotherapeutin
  • David traute sich, auf einem Klassentreffen zu sagen, dass er schwul ist
  • Psychologische Psychotherapeutin Amanda Nentwig-Utzig über Mut und Authentizität