Im Video zu ihrem neuen Song "Boys" inszeniert Charli XCX zur Abwechslung Männer mal so, wie das sonst eher bei Frauen der Fall ist – als sexy Objekte. Damit kehrt sie nicht nur Rollenklischees um, sondern hinterfragt auch Körperbilder: Denn die Typen dürfen auch Bauch und überall Haare haben.
"Das Video ist Synapsenkoller pur."
Charli XCX ist eine britische Pop-Sängerin im zarten Alter von Mitte 20. Ihre Musik ist eher im Mainstream angesiedelt. Trotzdem wollen wir uns mit ihrem neuen Video beschäftigen, bei dem sie auch selbst Regie geführt hat
Insgesamt 73 Männer, vor allem Musiker, machen in ihrem Video mit: Der frühere Boygroup-Star Joe Jonas ist genauso mit dabei wie koreanische Popstars, Youtuber, DJ Diplo, Typen aus Indie-Bands oder Rapper wie Will. I. Am oder Stormzy.
"They just do all the sexy things that girls usually do in videos."
Charli XCX hat all diese "Boys" ganz unterschiedlich in Szene gesetzt:
- Joe Jonas mampft Pfannkuchen
- eingeölte Typen aalen sich oberkörperfrei in pinker Bettwäsche
- Stormzy isst aus einer pinken Schale Müsli
- Jack Antonoff, der Freund von Lena Dunham, zeigt seinen Bizeps im Muskelshirt mit einer pinken Hantel
- Indie-Musiker Mac DeMarco leckt lasziv seine Gitarre ab
- Diplo, auch oberkörperfrei, schmust mit Hundewelpen – und benutzt sie als Hanteln
Inszenierung und Objektifizierung
Mit dem Video macht Charli XCX aber auch etwas ziemlich Politisches, findet Anke van de Weyer. Sie inszeniert und objektifiziert Männer so, wie das sonst eher bei Frauen in Musikvideos gemacht wird, sagt sie.
"Sie dreht alle Geschlechter-Stereotypen quasi einmal auf links."
"Keine Jungs sind dabei zu Schaden gekommen" schreibt Charli XCX dann auch noch augenzwinkernd unter das Video. Hundewelpen übrigens ersten Recherchen zufolge auch nicht:
Die Diskussionen zu dem Streifen laufen gerade übrigens ziemlich ähnlich ab, wie das auch bei Frauen der Fall wäre, berichtet Anke: Es geht darum, wer warum der heißeste von allen ist.
Andere Ebene
Das Ganze bekommt dann aber nochmal eine andere Ebene, weil die Objekte vor der Kamera alle für irgendwas anderes bekannt sind und bewusst mit dem Objektifizieren spielen. Es sind eben nicht einfach nur irgendwelche namenlosen Schönlinge, die ihren Sixpack oder ihren eingeölten Hintern präsentieren, meint Anke.
Die Typen in dem Video sehen alle total unterschiedlich aus: groß, klein, muskulös, schmale Hänflinge, Dicke, Jungs ohne Haare, mit Haaren, alte und junge…
"Charli XCX hält dem Pop-Zirkus den Spiegel vor."
Im Musik-Business gelten auch für Männer Schönheitsideale, sagt Anke van de Weyer. Sie sind vielleicht nicht so strikt wie die für Frauen, aber es gibt welche.
In dem Video zeigt Charli XCX ganz unterschiedliche Körper und zeichnet damit auch ein Bild von alternativer Maskulinität, glaubt Anke: Es ist also eben nicht nur der große muskulöse Typ ein "echter", begehrenswerter Mann.