Als musikbegeisterte Frau ist der Sprung in die Professionalität schwer. Und für die gleiche Leistung bekommen Produzentinnen meist viel mehr Kritik als ihre männlichen Kollegen. Dagegen wollen die Gründerinnen des "Female Producer Collective" etwas tun und haben ein Mentoring-Programm ins Leben gerufen. Sarah Brendel war bei einem Treffen dabei.
In einem Tonstudio in Saabrücken sitzen die Teilnehmerinnen des Mentoring Programms für FLINTA/Female Producer. Darin geht es um den Schritt in die Professionalität und den Ausbau eines professionellen Netzwerks.
Die Gründe der Teilnehmenden sind ähnlich: Sie haben schlechte Erfahrungen gemacht und fühlen sich als Produzentinnen in der männlich dominierten Musik-Branche nicht respektiert und nicht ernst genommen.
"Die Produzenten die ich kenne sind alles Männer, die so voll ihren eigenen Film schieben."
Mansplaining, übergriffiges Verhalten im Tonstudio und die Frage "hast du das WIRKLICH selber produziert?" – all das haben viele von ihnen bereits erlebt.
Männlich dominierte Netzwerke
2023 haben sich viele Frauen ihren Platz an der Spitze der Charts erarbeitet. Trotz des Erfolgs ist die Musikbranche im Hintergrund noch sehr männlich geprägt. Besonders im Bereich Musikproduktion arbeiten nur 6 Prozent Frauen.
Musik-Managerin Lena Leick hat deswegen das Female Producer Collective gegründet, um weibliche, trans- und nicht binäre Producerinnen sichtbarer zu machen, um sie untereinander und in der Branche zu vernetzen. Oft werden neue Aufträge und Projekte von männlichen Entscheidungsträgern an ihren bekannten Kollegenkreis verteilt. Leider werden Frauen dabei kaum bis gar nicht berücksichtigt.
"Natürlich sitzt ein Mann in der Entscheidungsposition, wer angefragt wird. In der Regel gibt es sehr viele männliche Kollegen, die das übernehmen können. Und es passiert überhaupt nicht diese Reflexion: Man könnte doch eine Frau dafür fragen."
Die Teilnehmenden des Workshops werden nicht nur im Produzieren weitergebildet. Auch Songwriting und Vocal-Coaching sind Teil der Workshop-Reihe, um sich möglichst breit aufzustellen. Die Teilnehmenden sollen als Pop-Artists autark arbeiten können und jedes Element, bis zum fertigen Song selbst in der Hand haben.
"Was ich wirklich gemerkt habe ist, dass ich mich in Räumen mit weiblich gelesenen Personen, FLINTA Personen, automatisch wohler fühle."
Workshopleiterin Josi Miller ist erfolgreiche DJ, Produzentin und Artist. Im Produktionsworkshop sollen die Teilnehmenden Geräusche aus der Umgebung aufnehmen und daraus in Gruppenarbeit dann einen Beat bauen. Die Stimmung ist harmonisch und Josi ist begeistert von den Ergebnissen aus der Gruppenarbeit.