Vor gut zehn Jahren galt es noch als uncool und anbiedernd, Tracks für Games zu produzieren. Heute ist das anders. Stars komponieren Songs für Games und inzwischen gibt es sogar Labels nur für Videospielmusik.
Wenn man einer aufstrebenden Indieband Anfang der 2000er Jahre angeboten hätte, den Soundtrack für ein Videospiel zu machen, hätten die das vermutlich ziemlich uncool gefunden. Inzwischen haben Musiker und Fans den Wert der enormen Popularität von Videospielen erkannt.
Heutzutage reißen sich Stars wie Trent Reznor oder Flying Lotus darum, Songs für Videospiele zu machen. Denn Soundtracks großer Games wie Fifa oder Grand Theft Auto werden von Millionen Menschen gehört und gehypt. Mittlerweile gibt es sogar eigene Labels nur für Videospielemusik.
Der Markt wird immer größer
Der Markt für Videospiel-Musik ist riesig, sagt Steve Schnur, der Geschäftsführer und Präsident von Music for Electronic Arts. Das ist der größte Videospieleproduzent der Welt mit Titeln wie "NFL", den "Sims" oder "Medal of Honor".
"Der Einfluss der Videospielproduzenten ist größer als der von MTV."
Die weltweite Marktmacht der Spieleproduzenten habe längst Musiksender wie MTV übertroffen, sagt Schnur. Videospiele seien auf dem Weg, das zu werden, was MTV und die kommerziellen Radiosender in den 80ern und 90ern waren.
Das heißt jetzt zwar noch nicht, dass wir uns morgen von Spotify verabschieden müssen, sagt Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin Martina Schulte. Trotzdem habe der Stellenwert von Musik in Games klar zugenommen. Einige der angesagtesten Musiker der Welt komponieren mittlerweile für Video-Spiele: Trent Reznor von den Nine Inch Nails, Paul McCartney, der Filmsoundtrack-Titan Hans Zimmer, Health, Solar Fields und viele andere.
Games gehören zum Marketingplan
Die Musiker machen das nicht nur, weil sie dafür bezahlt werden, sondern, weil Videospiele mittlerweile genauso selbstverständlich zum Marketingplan von Künstlern und Labels gehören wie die Spotify- oder die Radiostrategie, sagt Martina.
"Der Soundtrack des Fußballgames Fifa wird von Labels und Bands als begehrter akustischer Schaufensterplatz wahrgenommen."
Sehr beliebt bei Labels und Bands sei etwa das Fußballgame Fifa von Electronic Arts: Jeder Song im aktuellen Fifa 19 hat die Chance, rund um den Globus rund eine Milliarde mal gehört zu werden. Das muss ein Künstler bei Spotify erst mal schaffen. Außerdem ist er in einem Videospiel auch noch automatisch in einer Art "Heavy Rotation" zu hören.
Im Game läuft ein Song in "Heavy Rotation"
Mit seiner Hymne "Drama" ist der deutsche Produzent Noah McBeth, besser bekannt unter seinem Künstlernamen NoMbe, nach 2018 jetzt schon zum zweiten Mal mit dabei. Seine Fifa Soundtracks haben ihm definitiv mehr Fans verschafft. Für ihn läuft es gerade so gut, dass er von Berlin nach L.A. umgezogen ist, berichtet Martina Schulte.
Musik in Videospielen ist für viele ein Weg, neue Musik und neue Künstler für sich zu entdecken. Und für die noch nicht so bekannten Künstler ein Weg, um bekannter zu werden. Das funktioniert deshalb besonders gut, weil die Gamer zu dem Song, den sie täglich beim Zocken hören unter Umständen eine starke emotionale Bindung aufbauen.
Wie stark die ist, sieht man zum Beispiel daran, dass niemand Geringeres als das Royal Philharmonic Orchestra gerade in der Royal Albert Hall in London Soundtracks aus Games wie "Resident Evil" oder "The Last of us" gespielt hat.
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