Wir sind nur noch mütend! Die Wortneuschöpfung aus wütend und müde beschreibt, was viele von uns nach einem Jahr Coronavirus-Pandemie fühlen. In dieser Ab 21-Folge erklärt eine Psychologin, wie wir es trotzdem schaffen, dem Corona-Frust mithilfe von Achtsamkeit zu entkommen – und ein Krankenpfleger erzählt, was ihn jetzt noch motiviert.
In den bayerischen Städten Nürnberg, Fürth und Erlangen sind Intensivbetten derzeit aufgrund der vielen Covid-19-Fälle knapp. Zeitweise habe man dort keine Patientinnen und Patienten mehr aufnehmen können, erzählt Alexander. Er arbeitet als Krankenpfleger und ist seit März 2020 beinahe ununterbrochen auf Corona-Stationen im Einsatz.
Viele Schichten am Stück, dauerhafter Stress und die ständige Konfrontation mit dem Virus und dem Tod führen dazu, dass sein Privatleben leidet, sagt er. Im vergangenen Jahr habe er noch einmal deutlich gemerkt, dass er auf sich achten müsse, um seiner Arbeit und sich selbst gerecht werden zu können.
"Ich habe gelernt, dass ich mir mehr Zeit für mich nehmen muss. Wenn es mir nicht gut geht, dann kann ich auf der Arbeit anderen auch nichts Gutes tun."
Um sich zu mehr Selbstfürsorge zu verpflichten, hat Alexander sich einer öffentlichen Herausforderung gestellt. Durch den Pandemie-Stress habe er 18 Kilogramm zugenommen – die will er nun wieder abnehmen, und seine Followerinnen und Follower auf Instagram können ihn dabei begleiten. Im Podcast erklärt Alexander, warum ihn der Zuspruch auf Social Media zwar freut, langfristig aber nichts bringt, und wie er mit Menschen, die die Existenz des Coronavirus leugnen, umgeht.
Wir dürfen mütend sein
Wir alle dürfen mütend sein, sagt die Psychologin Silke Brand. Denn seit Beginn der Coronavirus-Pandemie seien wir alle eingeschränkt und jeder von uns müsse sich immer wieder neu anpassen. Es sei nachvollziehbar, dass wir wütend und müde zugleich sind. Im Podcast erklärt Silke Brand, wie es uns mithilfe von Achtsamkeit gelingt, dass uns der Corona-Frust nicht dauerhaft verbittern lässt.
"Mütend ist ein Grundzustand, in dem wir alle mehr oder weniger sind und der als Reaktion erst mal angemessen ist."
Wissenswertes:
- Einer Sondererhebung des Deutschland-Barometer Depression im März 2021 zufolge berichteten 44 Prozent der Menschen mit diagnostischer Depression von einer Verschlechterung ihres Krankheitsverlaufes in den vergangenen sechs Monaten.
- In derselben repräsentativen Bevölkerungsumfrage, die von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und der Deutsche Bahn Stiftung initiiert wurde, gaben auch Menschen ohne psychische Erkrankung an, dass sie die derzeitige Situation als deutlich belastender empfinden als noch vor einem Jahr.
- Hinweise und Tipps für an Depression erkrankte Menschen während der Corona-Pandemie findet ihr bei der Deutschen Depressionshilfe.
Lasst euch helfen!
Bestimmte Dinge beschäftigen euch im Moment sehr? Ihr habt das Gefühl, in einer ausweglosen Situation zu stecken? Wenn ihr euch im Familien- und Freundeskreis keine Hilfe suchen könnt oder möchtet, findet ihr hier einige anonyme Beratungs- und Seelsorgeangebote:
- Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreicht ihr rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen ihr über eure Sorgen und Ängste sprechen könnt. Auch ein Gespräch via Chat oder E-Mail ist möglich.
- Kinder- und Jugendtelefon: Der Verein "Nummer gegen Kummer" kümmert sich vor allem um Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter der Rufnummer 116 111.
- Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Bei MuTeS arbeiten qualifizierte Muslime ehrenamtlich. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch.
- Hier findet ihr eine Übersicht von Telefon- und Online-Beratungen in Deutschland: suizidprophylaxe.de.
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