Der Preis für deutsches Altpapier ist so niedrig wie noch nie. China will den deutschen Müll nicht mehr haben - denn er ist zu schlecht recycelbar. Das liegt neben einer falschen Mülltrennung vor allem an den Herstellern.
Vor drei Jahren zog China die Reißleine für deutschen Plastikmüll – weil sie ihn nicht vernünftig recyceln konnten. Jetzt gilt dasselbe auch für deutsches Altpapier. Wegen eines neuen Gesetzes in China entspricht es nicht mehr den chinesischen Vorgaben.
Preise im Sturzflug
Laut Städte- und Gemeindebund gab es im Dezember nur noch rund 60 Euro pro Tonne Altpapier. Vorher waren es knapp 90 Euro und noch ein paar Jahre zuvor sogar 150 Euro. Hatte China früher noch etwa 30 Millionen Tonnen Altpapier pro Jahr importiert, sind es heute gerade noch einmal fünf Millionen, erzählt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Kristin Mockenhaupt. Das große Problem: Das Angebot wächst, aber die Nachfrage sinkt.
"Viele Beschichtungen, Verklebungen und der Einsatz von UV-Lacken verhindern ein adäquates Recycling. Mehr noch: Sie machen es komplett unmöglich."
Die Nachfrage sinkt vor allem deshalb, weil das deutsche Altpapier nicht vernünftig recycelbar ist, sagt Kristin Mockenhaupt. Grund dafür sind die vielen Fremdstoffe darin: Briefumschläge mit Plastiksichtfenstern, Hochglanzprospekte, Thermopapier von Kassenbons. Seit 2018 dürfen maximal 0,5 Prozent Fremdstoffe im Altpapier vorhanden sein.
Europa hat mehr Altpapier, als es recyceln kann
In Deutschland verbrauchen wir sogar etwas mehr Altpapier, als wir produzieren. Trotzdem wirkt sich Chinas Importstopp derart auf unsere Preise aus, sagt Kristin Mockenhaupt. In Europa wird mehr Altpapier gesammelt, als recycelt werden kann. Das bedeutet: Wenn sich der Müll nicht woanders hin verkaufen lässt, dann muss er verbrannt werden. Und das ist nicht nur kostspielig, sondern auch eine zusätzliche Belastung für die Umwelt.
Qualität des Altpapiers sinkt
Früher landeten in der Blauen Tonne hauptsächlich Zeitungen und Zeitschriften. Die haben lange Fasern und sind deshalb gut zu recyceln. Heute ist es vor allem sehr viel Pappe, sagt Kristin Mockenhaupt – unter anderem wegen des Online-Handels. Der Anteil an Recycling-Material in der Pappe ist so hoch, das nicht mehr viel verwertet werden kann. Circa fünf Mal kann eine Faser recycelt werden – dann muss sie aber entsorgt werden.
"Vor allem die Hersteller müssten stärker darauf achten, keine Stoffe miteinander zu verbinden, die sich nachher nicht mehr richtig trennen lassen."
Laut Andreas Jensvold vom Entsorgungsunternehmen Veolia, reicht es nicht aus, dass jeder Deutsche den eigenen Müll besser trennt. Vor allem die Hersteller, die das Papier in Umlauf bringen, müssten verstärkt darauf achten, keine Stoffe miteinander zu verbinden, die sich nicht mehr richtig trennen lassen.
Preise könnten durch Corona-Pandemie wieder steigen
Allerdings: Entsorger rechnen damit, dass die Preise wegen der Corona-Krise wieder ansteigen, sagt Kristin Mockenhaupt. Der Hintergrund: Derzeit wird bei vielen großen Altpapierproduzenten aus der Industrie weniger Müll produziert – und das sorgt dafür, dass das der Rohstoff wieder wertvoller wird.