Popelnde Kommilitoninnen, gähnende Gesichter und endlose Gespräche. Von Skype bis Zoom: Videocalls machen uns müde. Warum eigentlich?
Die Pandemie zwingt viele von uns vor den Bildschirm. Anstatt nett mit den Kollegen und Kolleginnen im Büro zu plauschen, hängen wir in endlosen Videokonferenzen fest. Mit der Zeit macht uns das ganz schön schläfrig.
So geht es auch Katharina. Sie ist Studentin und hängt derzeit pausenlos im digitalen Seminarraum ab. Drei Mal die Woche nutzt sie Zoom und Co. für die Uni. Sogar ein Bewerbungsgespräch hatte Katharina schon via App. Beim digitalen Studieren kann es schon mal passieren, dass manche vergessen, ihr Mikro anzuschalten, sagt Katharina.
"Ein Mal hat die Dozentin minutenlang geredet, ohne dass wir sie gehört haben. Am Ende mussten wir das Seminar überziehen."
Außerdem kommt es häufig vor, dass Stimmen oder Meldungen nicht gehört oder gesehen werden. Denn Dozenten müssen sowohl Kamera, Chat und ihr Publikum im Auge behalten.
Das viele Beobachten, Abwarten und Analysieren kann schnell träge machen. "Müdigkeit durch nonverbale Überforderung", nennt man das. Das bedeutet, dass wir uns sehr viel mehr anstrengen müssen, um Mimik und Körpersprache des Gegenübers zu dekodieren. In Konferenzen müssen wir dazu noch auf zig Personen gleichzeitig achten. Das zieht Energie, erklärt Katharina.
"Wenn dann noch technische Verzögerung dazu kommen, kann es sein, dass man das Verhalten der anderen fehleinschätzt"
Brauchen wir überhaupt Videokonferenzen?
Technische Hürden sieht auch Kim Duggen. Sie ist Organisationsentwicklerin und kennt sich mit Konferenzen gut aus. Sie glaubt, dass viele Videocalls eigentlich mit einer kurzen Nachricht erledigt werden könnten. Vor allem stören sie die Strukturen in den meisten Konferenzen. Viele von ihnen driften ins Leere und dauern länger als sie müssten. Es sei deshalb besonders wichtig, sich vor der Konferenz genau zu überlegen, was man überhaupt erreichen will.
"Wenn wir eine Entscheidung treffen wollen, wäre es vielleicht ganz gut, wenn jemand unsere Meinungsbeiträge visualisieren würde."
Gleichzeitig muss sich eine Gruppe auch darüber im Klaren sein, dass nicht alle gleichzeitig sprechen können.
"Es muss Gesprächsregeln geben."
Aber was genau macht uns eigentlich so müde? Bildschirmarbeit, sagt die Professorin für Angewandte Psychologie Carmen Zahn. Hinzu kommen zahlreiche Funktionen und Bilder, die auf uns einprasseln. "Das müssen wir kognitiv verarbeiten", sagt die Expertin.
"Wen Gestik und Raumgefühl verloren gehen, versuchen wir das kognitiv zu ergänzen."
Diese mentale Anstrengung macht auf Dauer müde. Außerdem geht der Augenkontakt verloren, weil wir meistens nicht direkt in die Kamera schauen. Das bringt uns ins Grübeln. Schaut uns der andere nun an oder nicht? Was denkt er? Allgemeine Regeln sowie das Teilen des Bildschirms als Arbeitsfläche können den Fokus wieder auf das Wesentliche lenken, rät Carmen Zahn.
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