Rund um die Welt haben Sparer und Sparerinnen auf ETFs gesetzt, in der Hoffnung, aus ihrem Geld langsam und vor allem sicher mehr Geld zu machen. Eine ganze Zeitlang hat das auch funktioniert. Doch im Moment geht es steil nach unten. Sind ETFs etwa nicht mehr sicher?
Innerhalb weniger Tage ist der wohl größte und bekannteste ETF, der MSCI-World, regelrecht abgerauscht – so stark wie seit der Corona-Pandemie nicht mehr. Viele haben dadurch einen Teil Ihres Vermögens verloren, so wie Ben, der seit dem Studium jeden Monat Geld in einen ETF investiert: "Ich habe durch den Absturz des MSCI World oder auch der gesamten Börse circa zehn Prozent meines Kapitals verloren."
ETFs, die "Revolution für Privatanleger"?
Dabei galten ETFs – also Exchange Traded Funds, übersetzt: börsengehandelte Indexfonds – unter Börsenprofis, Banken und Neobrokern bislang als sicherste Anlageform überhaupt. Manche sprachen in dem Zusammenhang auch von einem "Quantensprung bei der Geldanlage" oder von einer "Revolution für Privatanleger".
Denn Geldanlegen war damit plötzlich vermeintlich leicht und vergleichsweise sicher. Weil: Anders als bei einzelnen Aktien bildet so ein ETF mehrere Aktien oder Indexe nach und fasst oft diejenigen Unternehmen zusammen, die an der Börse am meisten wert sind.
"Die ETFs basieren ja auf einen Korb von Einzelaktien, der zusammengefasst wird zu einem ETF. Und je nachdem, wie die Gewichtung der einzelnen Aktien in dem ETF ist, performt auch der entsprechende ETF."
Bei den ganz großen ETFs wie dem MSCI World wird die Wertentwicklung der größten und wertvollsten 1.400 Unternehmen der Welt abgebildet. Und so ging es beim MSCI World seit seiner Gründung im Jahr 1970 quasi nur bergauf. Seitdem er vom US-amerikanischen Finanzdienstleister MSCI berechnet wird, hat er sich sage und schreibe versechzigfacht.
Wie breit gestreut sind ETFs wirklich?
Doch es gibt einen entscheidenden Haken, der diesen sonst so vermeintlich sicheren MSCI World zurzeit ziemlich wackeln lässt, erklärt Börsenexperte Stefan Riße von der Kapitalgesellschaft Acatis.
"Der MSCI-World-Index, auf den eben so viele ETFs begeben sind, ist mitnichten breit gestreut. Man investiert in 1.400 Aktien über viele Länder, aber bei den Ländern machen die USA allein über 70 Prozent aus."
Von wegen breit gestreut – bei vielen großen und beliebten ETFs sind Firmen aus den USA überproportional stark vertreten. Das, was bisher für die starke Performance verantwortlich war, lässt sie jetzt wackeln:
"Die Schwäche der MSCI-World-ETFs lässt sich sehr einfach erklären. Das liegt einfach daran, dass die berühmten Magnificent-Seven-Aktien, also die großen amerikanischen Technologiewerte, seit Jahresanfang schwächeln. Diese sind hoch gewichtet in diesem Index. Das hat dazu geführt, dass der Index jahrelang extrem gut lief, besser als viele aktiv-gemanagete Aktienfonds. Jetzt schlägt das Pendel in die andere Richtung aus", erklärt Stefan Riße.
Donald Trump ist schuld an schwachen ETFs
Dafür verantwortlich ist hauptsächlich US-Präsident Donald Trump. Er sorgt mit seinen Schlagzeilen, Ideen und Zoll-Politik für große Unruhe bei den Unternehmen. Allein bei den Magnificent 7, den sieben großen Tech-Unternehmen, spricht die Kursentwicklung für sich. Seitdem Trump im Amt ist, haben die Aktienkurse von Amazon, Tesla oder Apple massiv an Wert verloren. So beschreibt es auch Sören Hettler, Leiter der Anlagestrategie bei der DZ Bank.
Trump sorgt für erhebliche Verunsicherung. Sowohl sein Politikstil, die geopolitischen Folgen und Spannungen, die damit einhergehen, als auch natürlich die Zollpolitik, die immer wieder für ein Hin und Her sorgt. Das ist ein Unsicherheitsfaktor."
Denn Zölle sind Gift für die Unternehmen – auch für die Firmen aus den USA. Die Konsequenz: höhere Preise, steigende Inflationsraten und eine strenge Zinspolitik der US-Notenbank Fed – Entwicklungen, die an den Börsen und am ETF-Markt alles andere als gut ankommen.
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