Sie sollen uns gut einschlafen lassen, den Schlaf verbessern und manchmal auch noch nebenbei leistungsfähiger machen – Schlaftrends wie Mouth Taping sind in den Sozialen Medien überall zu finden. Aber was bringen sie wirklich? "Über Schlafen" hat die Fakten zu den wichtigsten drei Schlaftrends.
1. Mouth Taping
Ja, es ist genau das, wonach es klingt: Der Mund wird beim Schlafen zugeklebt. Das Mouth Taping soll dazu führen, dass nachts nur durch die Nase geatmet wird. Das soll diverse Vorteile mit sich bringen. Profi-Fußballer Erling Haaland verspricht sich davon sogar eine Verbesserung seiner sportlichen Leistung.
In Studien zu Mouth Taping wurde die Leistungsfähigkeit bisher nicht untersucht. Allerdings haben Forschende sich angesehen, ob Menschen, die schnarchen und nachts Atemaussetzer haben, sich mit einem zugeklebten Mund in der Nacht anders verhalten.
Rat: Nicht einfach den Mund zukleben
"Die Forschenden haben gefunden, dass das Zukleben des Mundes zu etwas weniger Schnarchen und etwas weniger Atemaussetzern führt", erklärt Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel, im Podcast "Über Schlafen".
Aber die Studienlage reicht nicht aus, um wirklich sagen zu können, dass Mouth Taping einen positiven Effekt auf Schnarchen und die sogenannte Schlafapnoe hat, denn die Stichproben waren sehr klein.
Insgesamt rät die Schlafforscherin dazu, sich nicht einfach beim Schlafen den Mund zuzukleben. Wer Schlafprobleme hat, sollte besser erst einmal mit Hausarzt oder -ärztin sprechen.
2. Gewichtsdecken
Es gibt sie mittlerweile überall zu kaufen – bei Online-Versandhäusern, Möbelketten oder teuren Marken: Gewichtsdecken. Diese Decken sollen gut zehn Prozent des Körpergewichts schwer sein. Das passiert durch eingearbeitete Glas- oder Kunststoffkügelchen.
Wer also etwa 60 bis 70 Kilogramm wiegt, dem wird eine Decke mit circa sechs bis sieben Kilogramm Gewicht empfohlen. Diese soll dann ruhiger machen, sich anfühlen wie eine Umarmung und durch die taktile Stimulation den Schlaf verbessern.
Es gibt ein paar wenige Studien, in denen die Wirksamkeit von solchen Gewichtsdecken untersucht wurde. Eine Studie hat die Wirkung von Gewichtsdecken bei Kindern mit Autismus untersucht, denn da sind Schlafprobleme häufig.
"Wenn man es angenehm findet: Warum nicht? Aber eine langfristige Lösung für Schlafprobleme ist es vermutlich für die wenigsten Menschen."
Es konnte aber keine Wirkung auf den Schlaf gefunden werden. Eine andere Studie hat die Wirkung bei Erwachsenen mit Insomnie, also einer Ein- und/oder Durchschlafstörung, untersucht. Alle Proband*innen hatten aber auch noch eine psychiatrische Diagnose, also zum Beispiel eine Depression oder Angststörung.
"Da zeigte sich ein recht deutlicher Vorteil der Gewichtsdecken im Vergleich mit den normal schweren Decken. Die Teilnehmenden hatten den Eindruck: Die schwere Decke verbessert den Schlaf. Auch die Symptome von Angst und Depression haben sich verbessert", erklärt Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel.
Objektiv konnte man die Verbesserungen nicht messen, allerdings könnte man sagen: Die empfundene Verbesserung ist wichtiger. Denn wer unter Insomnie leidet, der empfindet den Schlaf oft als nicht erholsam, obwohl er sich objektiv gemessen teils gar nicht so signifikant von gesunden Schläfer*innen unterscheidet.
Gewichtsdecke eher keine langfristige Lösung
Das klingt sehr vielversprechend, allerdings ist es schwierig, von dieser Studie auf alle Menschen zu schließen. Denn es wurde ja mit Patient*innen geforscht, die nicht nur eine Schlafstörung, sondern auch noch eine psychiatrische Diagnose hatten.
Das Fazit von Schlafforscherin Dr. Christine Blume ist daher gemischt: "Wenn man es angenehm findet: warum nicht? Aber eine langfristige Lösung für Schlafprobleme ist es vermutlich für die wenigsten Menschen.”
3. Sleepy Girl Mocktail
Das Rezept für den Sleepy Girl Mocktail macht zum Beispiel bei Tiktok die Runde und geht in etwa so: Man mische Sauerkirschsaft mit Eiswürfeln, Magnesiumpulver und einem Softdrink. Und dieses Getränk soll dann durch enthaltenes Melatonin, Antioxidantien und Nährstoffen den Schlaf unterstützen und den Muskeln bei der Erholung helfen.
Aber was ist dran? In Sauerkirschsaft befindet sich tatsächlich das sogenannte "Hormon der Dunkelheit" Melatonin, das der Körper auch selbst am Abend bildet. In Studien konnte jedoch nicht herausgefunden werden, dass die Teilnehmenden ihren Schlaf als erholsamer empfunden haben, nachdem sie vor dem ins Bett gehen Sauerkirschsaft getrunken hatten.
Das Fazit von Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel: "Schmeckt gut, aber ist sicher kein Wundermittel für den Schlaf."
Ritual wichtiger als Inhaltsstoffe
Auch zur Wirkung von Magnesium auf den Schlaf gibt es Forschungsarbeiten: "Eine Übersichtsarbeit von 2022 konnte keine belastbare Evidenz für eine positive Wirkung von Magnesium auf den Schlaf finden", erklärt Dr. Christine Blume.
Der Inhalt des Mocktails sorgt also nicht für einen besseren Schlaf. Allerdings mag es sein, dass manche Menschen besser schlafen können, wenn sie sich abends Zeit für sich nehmen und auf den Schlaf vorbereiten. Und dazu könnte der Mocktail beitragen.
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