Jost Kobusch wollte der jüngste Besteiger des Mount Everest ohne Sauerstoff werden. Das Erdbeben in Nepal durchkreuzte seine Pläne. Mit Glück überlebte der 22-Jährige.
Im Everest Base Camp wird Jost und sein Team am 25. April von dem Erdbeben überrascht. Erst habe der Boden wie verrückt gewackelt. Er sei sich vorgekommen wie auf einem Schiff auf hoher See. Weil er für seinen Blog und seine Familie so ziemlich alles dokumentiert, was er beim Bergsteigen erlebt, holt er automatisch sein Smartphone aus der Tasche und filmt.
"Wir wurden von einer riesigen Druckwelle getroffen."
Durch das Erbeben ausgelöst ging in der Nähe des Everest Base Camp eine Lawine ab. Für Jost war es nicht die erste Lawine, als erfahrener Bergsteiger reagiert er automatisch, schütz sich und zwei weitere Bergsteiger unter seiner Jacke hinterm Zelt. Denn den Aufprall der Lawine müsse man sich vorstellen wie einen Eiswürfel, der auf den Boden aufprallt. Das sei wie eine Explosion und die Druckwelle, ähnlich wenn man den Kopf bei hoher Geschwindigkeit auf der Autobahn aus dem Fenster strecke, nehme den Menschen die Luft zum Atmen.
"Für kurze Zeit dachte ich schon: Ist das jetzt das Ende? Sterbe ich jetzt?"
Als Überlebender hat Jost Erste Hilfe geleistet. Viele Bergsteiger hätten mit Kopfverletzungen, Unterkühlung und Erfrierungen zu kämpfen gehabt. Glücklicherweise hatte Jost Wärmepads dabei, mit denen sich die Frierenden aufwärmen konnten.
Das Ausmaß der Katastrophe hat Jost erst viel später erfahren, als die Sherpas mit ihren Satellitentelefonen zu Hause anriefen. Seine Expedition abzubrechen, sei ihm erst schwer gefallen, da er sich ein ganzes Jahr lang darauf vorbereitet hatte, ohne Sauerstoff den Lhotse zu besteigen. Obwohl Jost aus dem Flachland kommt, klettert er begeistert seit seinem 11. Lebensjahr. In Kürze fliegt er zurück nach Nepal und will den Erdbeben-Opfern helfen. Danach geht er nach Kirgisien und will im Rahmen eines sozialen Projekts mit Kirgisen gemeinsam auf bislang unerforschten Bergen klettern.
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