Auch heute werden noch Leichen einbalsamiert. Beispielsweise wenn sie mit einem Flugzeug überführt werden müssen. Alfred Riepertinger hat als Leichenpräparator rund 25.000 Leichen hergerichtet und darüber ein Buch geschrieben.
Alfred Riepertinger ist Leichenpräparator. Modedesigner Rudolph Mooshammer, Sänger Roy Black und Politiker Franz Josef Strauß - sie lagen alle auf seinem Tisch im Sektionssaal. Das Wort Mumie lässt manche von uns möglicherweise an die Antike denken, aber auch heute noch werden Menschen einbalsamiert. Nicht mehr ganz so wie vor mehreren Tausend Jahren im alten Ägypten, aber mit einem ähnlichen Ergebnis: Die Leiche wird konserviert und der Verwesungsprozess wird gestoppt.
Vor allem beim Transport einer Leiche per Flugzeug spielen Hygienevorschriften eine Rolle, denn der Sarg des Verstorbenen befindet sich genauso im Frachtraum wie die Koffer der Reisenden.
"Der Sarg eines Verstorbenen kommt ganz normal in den Frachtraum eines Fliegers, in dem die Koffer der Reisenden sind.
Bei einer Einbalsamierung wird eine Flüssigkeit in die arteriellen Gefäße des Toten injiziert. Dieses Lösungsmittel verhindert, dass der Körper des Leichnams - beispielsweise während eines Flugtransports - in den Fäulniszustand übergeht. Über die Oberschenkelarterie gibt Alfred Riepertinger unter anderem Formalin und Chloralhydrat in den Körper des Verstorbenen.
Leichenpräparatoren konservieren menschliche Körper
Außerdem reinigt der Präparator Magen und Darm der Leiche. Dann wird eine Gewürz- und Kräutermischung in den Magen des Leichnams gegeben, die Species aromatici genannt wird. Dieser Mix aus Pfefferminzblättern, Nelken, Thymian, Pfeffer und Lavendel sorgt dafür, dass die Leiche keine unangenehmen Gerüche verströmt.
Wenn bei einer Leiche der Fäulnisprozess schon begonnen oder der Körper sich durch eine Erkrankung verändert hat, kann das die Aufgabe des Präparators erschweren. Wenn beispielsweise die obere Hautschicht nicht mehr intakt ist, tritt Feuchtigkeit aus der Leiche aus. Leichen, deren Körper in einem schlechten Zustand sind, lassen sich schwerer herrichten. Aber bei rund 25.000 Leichen, die Alfred Riepertinger schon präpariert hat, hat er genug Erfahrung, um auch in schwierigen Fällen zu einem guten Ergebnis zu kommen.
"Es ist die Arbeit wie bei allen anderen, weil ich hierbei keine Unterschiede mache."
Wenn Alfred Riepertinger die Leiche einer wichtigen Person unserer Zeitgeschichte, wie zum Beispiel den Politiker Franz Josef Strauß, vor sich liegen hat, hält er kurz inne. Er macht sich dann kurz klar, welche Bedeutung dieser Mensch für unsere Gesellschaft hatte. Aber der Job bleibt der gleiche, sagt der Leichenpräparator, denn es macht für ihn keinen Unterschied, ob er einen unbekannten oder bekannten Menschen präpariert.
"Am meisten berührt es mich, wenn es um Kinder geht."
Der verstörendste Anblick in seinem Beruf: Als im Jahr 2011 zwei Schwestern von ihrem Onkel getötet wurden. Die Mädchen waren 8 und 11 Jahre alt. Am spannendsten fand der Leichenpräparator Alfred Riepertinger, als es darum ging, 300 Jahre alte Knochen aus einer Gruft des Klosters Attel zu bergen.
In seinem Buch "Mumien", das im Heyne Verlag erschienen ist, gibt Alfred Riepertinger Einblicke in seine Arbeit als Leichenpräparator.
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