Sie scheinen gerade mal wieder im Kommen zu sein: Röcke für Männer. Bei Schauspielern, Musikern und auf dem Laufsteg sind sie wieder häufiger zu sehen. Ist das ein neuer Trend? Oder sind wir noch nicht so weit? Wann wird der Rock bei Männern so normal wie die Hose bei Frauen?
Es zeigen sich wieder mehr bekannte Männer im Rock wie der britische Pop-Sänger Harry Styles, der im Dezember das Cover der Vogue geziert hat. Dafür hat er ein dramatisches Gucci-Kleid getragen: Oben war es eng, unten hatte es ganz viele Rüschen.
Rapper Post Malone ist bei den Billboard Music Awards 2020 "berockt" aufgetreten: Er hat einen schwarzen, knielangen Rock und dazu schwarze Kniestrümpfe getragen.
Die Mode-Designer von Burberry haben den männlichen Models für die Herbst/Winter-Kollektion 2021 Röcke angezogen. Das Motto der Show: "Freedom of Expression". Sie haben zum Beispiel knielange Faltenröcke unter Trenchcoats getragen - oder auch Hemdkleider: Die sind bequem und gleichzeitig sehen die Träger damit gepflegt aus, findet Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anna Kohn.
"Hemdkleider sind bequem, aber gepflegt: Perfekt also fürs Büro oder den Zoom-Call."
Auch bei Jaden Smiths Kollektion für den Winter waren Röcke für Männer dabei. Das wiederum verwundert nicht so: Der Designer hat schon vor einigen Jahren gesagt, er wolle mehr Männer in Röcken sehen. Der Sohn von Will Smith und Jada Pinkett Smith war 2016 der erste junge Mann, der – im Rock – in einer Frauenmode-Werbekampagne von Louis Vuitton aufgetaucht war.
Rocktragen hat Tradition
Das Tragen eines Rockes hat bei Männern eine lange Tradition. Zum einen gibt es den Kilt, für den die Schotten berühmt sind, in südostasiatischen Ländern tragen Männer einen Wickelrock. In Griechenland gehört zur traditionellen Tracht bei den Männern der "Fustanella".
Ob die Tatsache, dass wieder vermehrt Männer in Röcken über den Laufsteg laufen, dafür ausreicht, von einem Trend zu sprechen, ist eine andere Frage. Der Rock ist kein Kleidungsstück für überall, sagt der Modejournalist und Autor Fabian Hart, der selbst auch mal Rock trägt. An Orten, an denen er sich nicht sicher fühlt, würde er keinen Rock tragen.
"Der Männer-Rock ist kein Kleidungsstück für überall. In der Fankurve im Stadion würde ich ihn aber zum Beispiel nicht tragen."
Sicherlich hätten nicht alle Fußballfans Probleme mit rocktragenden Männern, aber dass sich Röcke für Männer bald durchsetzen werden, glaubt Fabian eher nicht.
Berührungsängste
Viele lebten zwar in einer Bubble, in der sie hören: "Trag doch, was du willst, das ist doch ok, warum ist das eigentlich immer noch Thema?". Tatsächlich als Mann mit einem Rock durch die Fußgängerzone in der eigenen Stadt zu laufen, sei dann doch nochmal etwas ganz anderes. Da würde Mann oft immer noch sehr sehr schräg angeschaut werden.
"Als Mann mit Rock wirst du im Alltag angeschaut, als hättest du jemanden lebensbedrohlicher Gefahr ausgesetzt."
Bei Menschen, die Männer in Röcken extrem ablehnten, könne dahinter unter Umständen auch eine versteckte Frauenfeindlichkeit stecken, meint Fabian Hart. Wenn ein Mann ein "weibliches" Kleidungsstück trage und der Kritiker das hässlich, verweichlicht, was auch immer findet – dann verknüpft er das Negative unter bestimmten Umständen mit der Weiblichkeit", so der Modejournalist. Daneben kann es auch noch ganz andere Gründe geben, Röcke bei Männern abzulehnen.
Bis zur Jahrhundertwende um 1900 haben Frauen in Deutschland nur Röcke getragen – und Männer nur Hosen. Das hat sich inzwischen geändert. Ob Röcke irgendwann auch so "normal" für Männer wie Hosen für Frauen werden? In diesem Sommer wahrscheinlich noch nicht…