Der Bezirk Neukölln verdoppelt die Höhe eines Zauns, der verhindern soll, dass Autofahrer*innen ihren Wagen auf einer Grünfläche abstellen. Manchen fehlt offenbar das Problembewusstsein. Was muss sich ändern? Die Zahl der Parkplätze in Städten nimmt ab. Dazu kommen immer mehr E-Scooter.
An der Schillerpromenade in Berlin-Neukölln gibt es einen 40 Zentimeter hohen Zaun, der Autofahrer*innen davon abhalten soll, auf einer Grünfläche zu parken. Klappt aber nicht, er wird regelmäßig überfahren. Nun greift der Bezirk zu härteren Mitteln und baut für 150.000 Euro einen doppelt so hohen Zaun.
Die 80-Zentimeter-Barriere soll zukünftig verhindern, dass Menschen beim Parken so skrupellos sind. Dafür, dass das so ist, gibt es vermutlich so viele Gründe wie Autofahrerinnen und Autofahrer selbst, sagt Sebastian Sonntag von Deutschlandfunk Nova. Am nachvollziehbarsten wäre noch das "Argument" Verzweiflung: Leute, die auf ihr Auto angewiesen sind, um damit zum Beispiel zu Arbeit zu fahren, müssen das abends auch wieder irgendwo parken. Nach einer Dreiviertelstunde Im-Kreis-Fahren ohne Erfolg parken diese Menschen dann am Ende vielleicht auch an einer Stelle, von der sie wissen, dass es eigentlich verboten ist.
Zu wenig Parkplätze
Dass es in Städten offenbar zu wenig Parkplätze gibt, sei mittlerweile von vielen Städten so gewollt, sagt Sebastian Sonntag. Das Autofahren soll damit perspektivisch unattraktiver werden. Während der Coronapandemie haben viele Städte die Zahl ihrer Parkplätze noch mal ordentlich reduziert. Etwa durch Pop-Up-Radwege, die zur dauerhaften Lösung wurden. Oder dadurch, dass die Außengastronomie mehr Platz bekommen hat.
"Gerade durch die Coronapandemie wurden in vielen Städten noch mal ordentlich Parkplätze reduziert."
Das allein reicht aber natürlich nicht aus. Die Städte müssen auch gute Alternativen bieten, damit die Leute, die auf ihr Auto verzichten könnten, merken, dass es mit Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln eigentlich viel besser und stressfreier läuft. Genau dazu braucht man aber eine gute Infrastruktur und keine vollgeparkten Radwege – und genau da beißt sich die Katze dann oft in den Schwanz.
Fehlendes Problembewusstsein
Radwege werden oft zugeparkt von Menschen, die sich denken: 'Ich muss ja nur eben mal was erledigen'. Gar nicht mal so selten liegt das am fehlenden Problembewusstsein der Autobesitzer, sagt Sebastian Sonntag. Falschparken ist nämlich häufig impulsgesteuert. Deswegen rufen unter anderem Fahrradclubs und Aktivistinnen regelmäßig dazu auf, Falschparkerinnen und -parker auf ihr Verhalten aufmerksam zu machen – etwa mit einer gelben Karte, die man an den Scheibenwischer klemmt. Es geht aber auch deutlicher: Manche kleben die Autos auch mit Post-Its voll oder dekorieren sie mit Luftballons oder Sprühsahne.
"Falschparken ist häufig impulsgesteuert."
Die Fahrradclubs sagen, das wäre okay. Solange man nichts kaputt mache, sei es keine Sachbeschädigung. Die Polizei sieht das allerdings anders: Wenn etwa Sprühsahne aufs Schloss oder an die Scheiben komme, behindere das die Sicht. Und auch Aufkleber könnten den Tatbestand einer Sachbeschädigung darstellen, so der Berliner Hauptkommissar Rainer Peatsch. Im Zweifel muss dann ein Gericht entscheiden, ob eine Aktion noch okay war oder eben nicht.
Strafen zu niedrig
Wo sich die allermeisten Beobachter und Experten einig sind: Die Strafen fürs Falschparken sind eigentlich überall in Deutschland deutlich zu niedrig. Und zu oft kommen Falschparkerinnen und Falschparker ungestraft davon.
Deshalb gibt es auch immer mehr Leute, die Falschparker privat anzeigen oder eine Mail ans Ordnungsamt schicken. Dazu gibt es mittlerweile sogar Webseiten und Apps, "Wegeheld" zum Beispiel. Ist das vorbildlich oder denunziatorisch? Wie auch immer: Allein in Berlin sind 2020 etwa 45.000 Privatanzeigen zusammengekommen. In Köln hat sich die Zahl der Privatanzeigen innerhalb eines Jahres um 15 Prozent erhöht, in Bielefeld sogar verdoppelt.
Auch die E-Scooter versperren die Radwege
Neben den falsch parkenden Autos erregen auch wild abgestellte E-Scooter häufig die Gemüter. Aber auch dagegen gehen inzwischen immer mehr Städte vor. Sie schreiben den Verleihfirmen Bereiche vor, in denen die Scooter abgestellt werden dürfen. Die Parkzonen können dann in die entsprechende Software eingearbeitet werden.
"Die Sharing-Produkte müssen noch viel mehr Platz im öffentlichen Raum bekommen."
An die E-Scooter in den Städten müssen wir uns aber wohl gewöhnen – findet zumindest der Mobilitätsforscher Andreas Knie. Er findet, dass wir noch viel mehr E-Scooter in unseren Städten brauchen. Denn geteilte Autos, Roller und Fahrräder seien die Zukunft. Diese Konzepte wiederum funktionieren nur, wenn noch viel mehr Parkplätze für Autos umgewandelt werden in Parkflächen für Leihfahrräder, E-Scooter und Car-Sharing. Und das setzt ein ordentliches Umdenken bei Autofahrerinnen und Autofahrern voraus.