Dass wir Vergewaltigungen als Waffe im Krieg begreifen, ist relativ neu. Was sich durch das Narrativ von sexueller Gewalt als Waffe verändert, beschreibt die Historikerin Regina Mühlhäuser in ihrem Vortrag.
Die Charakterisierung von Vergewaltigung als Waffe im Krieg hat sich seit den 1990er-Jahren durchgesetzt. Damit hat sich ein gesellschaftliches Bewusstsein für diese Form von Gewalt etabliert und Betroffene müssen ihre Erfahrungen nicht mehr als privates Einzelschicksal begreifen, sagt Regina Mühlhäuser. Sie ist Historikerin und forscht am Hamburger Institut für Sozialforschung. In ihrem Vortrag zeigt sie, dass sich aus dem Narrativ von sexueller Gewalt als Kriegswaffe auch gravierende Probleme ergeben.
"Es hat sich ein Bewusstsein für diese Form von Gewalt entwickelt und die Notwendigkeit ihrer Ächtung."
Die Erzählung von sexueller Gewalt als Waffe suggeriert, dass die Soldaten gezielt und geplant Vergewaltigungen ausüben, sagt Regina Mühlhäuser. Die Quellen würden aber zeigen, dass die Realität viel komplexer ist. Durch diese Komplaxitätsreduktion sei es so attraktiv, von Vergewaltigung als Waffe zu sprechen. Denn eine Waffe könne man verbieten, eine Kriegsstrategie ändern.
Wie entsteht sexuelle Gewalt im Krieg?
Sexuelle Gewalt wird in Kriegen außerdem selten von oben angeordnet, erklärt die Historikerin. In ihrem Vortrag zeigt Regina Mühlhäuser anhand von Beispielen, wie Massenvergewaltigungen im Krieg dennoch entstehen.
"Welche Täter-Opfer-Konstellation jeweils sichtbar gemacht wird, welche verdeckt wird – diese Fragen hängen ab von der politischen und gesellschaftlichen Wahrnehmung eines Konflikts."
Regina Mühlhäuser ist Historikerin und am Hamburger Institut für Sozialforschung assoziiert. Dort erforscht sie in der Arbeitsgruppe "Krieg und Geschlecht", wie militärische Gruppen und bewaffnete Kämpfe durch Vorstellungen von Männlichkeit geprägt sind. Ihr Vortrag hat den Titel "Militär, Gewalt, Körper: Anmerkungen zu sexueller Gewalt in bewaffneten Konflikten und als Kriegswaffe" und sie hat ihn am 16. Januar 2025 im Rahmen der Ringvorlesung "Die Rückkehr des Krieges? Feministische Perspektiven auf Krieg, Militarismus und Gewalt" an der Technischen Universität Berlin gehalten.