Seit Italien immer weniger Menschen ins Land lässt, nehmen inzwischen 38 Prozent der illegalen Migranten in die EU den Weg über Spanien. Die spanische Opposition fängt an, Stimmung gegen die Geflüchteten zu machen.
Traditionell ist Spanien ein Einwanderungsland. Über Jahre hat das Land Geflüchtete aus Lateinamerika aufgenommen, die dort vor Diktatur und Verfolgung flohen. Es habe sich eine Art Willkommenskultur entwickelt, die wie selbstverständlich sei und die die steigende Zahl an Migranten aus Marokko gelassen hinnehme, sagt Spanienkorrespondent Oliver Neuroth.
Steigende Migrationszahlen in Spanien
Seit vielen Jahren kommen vor allem in den Sommermonaten illegale Migranten mit ihren Schlauchbooten aus Marokko nach Spanien. Sie fahren über die Meerenge von Gibraltar, die an der engsten Stelle nur 14 Kilometer breit ist. "Spanien muss die Migranten aufnehmen, es kann sie ja nicht ertrinken lassen", sagt Oliver Neuroth. Aufruhr gegen die Migrationswellen in der Bevölkerung rege sich nicht. Obwohl allein 2016 12.600 Geflüchtete in Spanien ankamen. Eher machten Politiker Stimmung gegen die Migranten.
Spanien häufig Transitland für Migranten
Bei den Einwanderern aus den Maghreb-Staaten würden zunächst die Papiere geprüft. Bis das geschehen sei, vergehen oft Monate, sagt Oliver Neuroth. Viele hätten keine Papiere, wodurch sich das Verfahren verzögere. Gerade bei Migranten aus den Maghreb-Staaten sei Spanien eher ein Transitland in Richtung Frankreich, wo meist Verwandte der Geflüchteten leben.
"Das ist der Knackpunkt, dass Marokko die Erpresserrolle hat und einfach noch ein bisschen mehr von der EU will."
Seit 2013 gibt es ein Mobilitätsabkommen zwischen der Europäischen Union (EU) und Marokko, in dem beide eine Zusammenarbeit bei der illegalen Migration vereinbart haben. Marokko soll dafür sorgen, dass weniger Migranten nach Europa gelangen - und erhält dafür Geld aus Brüssel. Das Problem: Zurzeit steht der Vorwurf im Raum, Marokko lasse mehr illegale Migranten nach Europa durch, um so Druck auf die EU aufzubauen, erklärt Oliver Neuroth.
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