Auch für Männerrunden ein Thema: #MeToo. Zwei Freunde machen sich bei einem Feierabendbier Gedanken, wie sich ihre Sicht auf Frauen seit der Debatte geändert hat – und wo es noch hakt.
Schon beim ersten Zug aus der Bierflasche fällt das Wort "Gleichberechtigung". Deutschlandfunk-Nova-Reporter Benjamin Weber und sein Kumpel Albrecht sind natürlich dafür – das ist selbstverständlich. Beide sind Anfang dreißig, leben in einer Großstadt, glauben, dass sie offen sind.
Trotzdem wird auch schnell klar – in der Realität scheinen Männer tendenziell ein Problem damit zu haben, untereinander ehrlich über #MeToo zu sprechen. Benni erzählt, dass in seinem männlichen Freundeskreis früher öfter mal ein ironischer sexistischer Spruch gefallen ist, aus Angst, sich vor den anderen mit einem ehrlichen Gespräch zu entblößen.
In der Bubble, in der wir uns bewegen, ist es total cool, dass man sich als total offener Typ gibt. So will man ja sein, aber das bringt nichts, wenn man nicht ehrlich ist.
Vorurteile sind da, ob gewollt oder nicht
Benni und Albrecht geben beide zu, dass Ihnen, vor allem vor der #MeToo-Debatte, schon der ein oder andere chauvinistische Gedanke gekommen ist oder sie sich im Nachhinein unsicher sind, ob sie in Situationen richtig gehandelt haben. Und beide kennen einige Frauen in ihrem Bekanntenkreis, die mal eine Hand am Hintern hatten oder belästigt wurden – falsch fanden sie das immer, getan haben sie damals nichts.
Ich erwische mich manchmal bei dem Gedanken "Muss das sein", wenn ich eine sehr leicht bekleidete Frau sehe.
Seit #MeToo hat sich etwas verändert: Die Sensibilität der beiden ist größer, sie hinterfragen ihre Gedanken und bestehende Strukturen intensiver. Albrecht glaubt, dass diese Probleme aus einer patriarchalischen Struktur entstanden sind. Und gegen die müssten Männer ansteuern.
Eine Frau muss im Prinzip nackt über ein Musikfestival gehen können, ohne einen blöden Spruch gedrückt zu bekommen. Sie muss da ganz sicher sein. Sowas habe ich früher auch belächelt.
Was kann Mann tun?
Zwischen den beiden und ihren Bieren ist bei diesem Gespräch unter vier Augen herausgekommen, dass Vorurteile da sind, aber sie reflektiert werden – zumindest von Benni und Albrecht.
Einfach mal zuhören und Schnauze halten, nicht wegargumentieren, was Frauen einem erzählen.
Die Unsicherheit ist aber noch da, vor allem wenn es um aktives feministisches Engagement geht. Sollen Männer auf dem Woman‘s March mit Schildern wie "I'm a feminist" rumlaufen? Oder ist das zu viel?
Die Gefahr ist hoch, dass man sich auf Kosten der Frauen profiliert.
Am Ende des Abends ist für die beiden klar, dass Männer für und mit Frauen für tatsächliche Gleichberechtigung und gegen Sexismus kämpfen sollten. Und das ohne Angst vor falschen Stigmata. Hat sich gelohnt, das Bier.
Fangt mal an, mehr zu kuscheln. Hört auf zu denken, dass ihr hart sein müsst.
- #MeToo – (K)ein Männerthema | Wie Männer über #MeToo denken. Eine Stunde Liebe mit Shanli Anwar und Till Opitz.
- Julia Korbik – "Frauen haben Sexismus auch verinnerlicht" | Autorin Julia Korbik zu Gast bei Eine Stunde Liebe mit Shanli Anwar.
- Women's March – Nach #MeToo: Es bewegt sich was | Kulturwissenschaftlerin und Journalistin Mithu Sanyal zu Gast bei der Redaktionskonferenz mit Ralph Günther.