Kevin Spacey muss sich am 7. Januar 2019 wegen sexueller Belästigung vor Gericht verantworten. Just am Tag der Bekanntgabe des Verhandlungstages, veröffentlicht der Schauspieler ein Video, das seine Zuschauer mit vielen Fragen zurück lässt. Unsere Korrespondentin Nicole Markwald erklärt, warum der Film viele Menschen irritiert.
Kevin Spacey hat auf Youtube ein Video veröffentlicht mit dem Titel "Let Me Be Frank". Das kann zum einen heißen: "Lasst mich Frank sein" in Anlehnung an seine Rolle des Frank Underwood in House of Cards. Es kann aber auch mit "Lasst mich ehrlich sein" übersetzt werden.
In dem Video ist der Schauspieler mit einer Weihnachtsschürze bekleidet. Er bewegt sich offensichtlich in einer Küche und sieht aus, als würde er etwas schneiden oder zubereiten. Er spricht direkt in die Kamera. Es ist nur nicht ganz klar, wer da spricht - Kevin Spacey als er selber oder eher Frank Underwood aus "House of Cards"? Einige Sätze würden zu beiden Sprechern passen - wenn es um Politik und Wahrheit, Schuld und Geständnisse, Urteile ohne Fakten und das Ende einer Beziehung geht.
"Wer spricht da eigentlich zu uns? Ist es Kevin Spacey in der Weihnachtsschürze oder ist es Frank Underwood aus House of Cards, der da noch irgendeine Rechnung offen hat?"
Das Video lässt viele Menschen zumindest irritiert zurück. Denn Kevin Spacey hatte nach den Anschuldigungen der sexuellen Belästigung und Nötigung von Schauspielkollegen 2017 seine Rolle in der Netflix-Erfolgsserie "House of Cards" verloren. Am 7. Januar 2019 beginnt ein Prozess gegen ihn. Angeklagt wurde er, den minderjährigen Sohn der Nachrichten-Moderatorin Heather Unruh sexuell belästigt zu haben. Auch deshalb wirft der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Videos Fragen auf.
Das Youtube-Video hat inzwischen mehrere Millionen Aufrufe. Und inzwischen gibt es auch einige Reaktionen aus Hollywood darauf. Schauspielerin Patricia Arquette schrieb zum Beispiel auf Twitter, dass sicher keiner der Männer, die noch Kinder waren, als sie von Spacey belästigt wurden, das Video von Kevin Spacey gutheißen würde.
Auch der Schauspieler Anthony Rapp hat sich mittlerweile geäußert. Er hatte als erster von einem sexuellen Übergriff durch Kevin Spacey berichtet. Das Video will sich Anthony Rapp nicht angesehen haben. Er gab aber mit "No. Just No." deutlich zu verstehen, was er von dem Video hält.
Kevin Spacey hingegen schweigt nach der Veröffentlichung des Videos. Die Fragen, wer da spricht – ob Spacey oder Underwood – und was das alles soll, bleiben unbeantwortet.
#metoo, Hollywood und die Folgen
Die Anschuldigungen gegen Kevin Spacey waren im Rahmen der #metoo-Bewegung laut geworden, die Hollywood ordentlich in Aufruhr versetzt hat. Die Folge: Es herrscht eine wesentlich größere Sensibilität im Umgang mit Themen wie sexuellem Missbrauch oder Machtmissbrauch in der Filmbranche.
Eine weitere Folge der #metoo-Bewegung in Hollywood ist die Gründung der Initiative Time's up. Unterstützt von zum Beispiel Oprah Winfrey und Reese Witherspoon sammelt die Initiative zum Beispiel Geld, für Opfer von Übergriffen. Nicht nur in der Filmindustrie. Auch die Gewerkschaften in Hollywood haben schärfere Regeln zur Bekämpfung von sexueller Belästigung eingefordert und es gibt Notrufnummern für Opfer. Da hat sich also einiges getan, sagt Nicole Markwald.
Aber es gibt auch Stimmen, die die Aufregung übertrieben finden. Sie sprechen von einer Art Jagdmentalität, die Karrieren zerstöre, sagt Korrespondentin Nicole Markwald. Ein Beispiel für die neue Sensibilität in Hollywood sei der neue Film von Woody Allen "A Rainy Day In New York". Ein hochkarätig besetzter Film, fertig produziert, der aber wegen der Debatte um Regisseur und Produzent Woody Allen nicht gezeigt wird.
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