364 Jastimmen hat Angela Merkel bekommen. Damit wurde sie zum vierten Mal zur Kanzlerin gewählt. Warum sie sich das noch einmal antut, erklärt unsere Kollegin und Merkel-Expertin Ulrike Winkelmann.
Es sei wohl wirklich Verantwortungsbewusstsein gewesen, dass sich Angela Merkel noch einmal zur Kanzlerin hat wählen lassen, sagt Ulrike Winkelmann. Merkel hatte lange überlegt, ob sie noch einmal antreten sollte. Doch aus ihrer Perspektive heraus habe sie wohl keine Alternative gesehen. Außerdem: "Merkel hatte ihre eigene Nachfolge noch nicht geregelt, das kann man ihr vorwerfen", so Winkelmann.
"Vielleicht sah Merkel aus ihrer Sicht keine andere Möglichkeit als weiterzumachen."
Es ist auch wichtig, noch einmal den Blick zurückzuwerfen: Denn nach der Bundestagswahl wurde zunächst an einer Jamaika-Koalition gearbeitet - zwischen CDU/CSU, FDP und Grünen. Wäre das gelungen, hätten vermutlich alle Merkel bejubelt. "Dann hätten alle das Loblied auf sie gesungen, dass es ihr gelungen ist, ein neues politisches Experiment zu wagen", sagt Winkelmann. Aber so kam es eben nicht.
Bleibt Merkel vier Jahre im Kanzleramt?
Ob Merkel die Kanzlerschaft die vollen vier Jahre machen wird, muss sich zeigen. Winkelmann nennt drei entscheidende Faktoren:
- In Hessen und Bayern stehen Landtagswahlen an. Die Ergebnisse werden auf Merkels Kanzlerschaft Einfluss haben.
- 2019 stehen die Europawahlen an. Auch die gelten als Stimmungsbarometer für die Kanzlerin.
- Die SPD will nach zwei Jahren Großer Koalition eine Evaluation durchführen. Das war ein Zugeständnis an den linken Parteiflügel. Und falls der unzufrieden ist, könnte er Neuwahlen provozieren.
Aber egal wann, auch Angela Merkel wird irgendwann als Kanzlerin aufhören. Und was kommt dann? Dass manche Merkel nach ihrer Zeit im Kanzerlamt auf einem EU-Posten sehen, findet Winkelmann eher verblüffend: "Sie ist - an deutschen Verhältnissen gemessen - eine sehr gute Politikerin", aber Merkel sei keine Europäerin, auch keine Kosmopolitin. Außerdem sei der deutsche Kurs in Fragen der Sparpolitik, für den Merkel steht, bei den EU-Nachbarn nicht unbedingt beliebt.
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