Das persönliche Temperament kann unveränderlich sein. Unsere Persönlichkeit an sich ist aber ziemlich beweglich – besonders bis zum 30. Geburtstag und im Alter.
Gegenüber anderen ist es so leicht gesagt: Du weißt doch, wie ich bin. Das ändert sich nicht mehr. Die eigene Persönlichkeit wird dann gerne mal als völlig unveränderbar, die eigene Entwicklung als völlig abgeschlossen beschrieben.
"Wenn ich sage: Wir sind alle so, wie wir sind. Da ist keine Veränderung möglich. Dann wäre ich arbeitslos", sagt hingegen Bastian Willenborg. Er ist Psychotherapeut und Psychiater. Er weist darauf hin, dass Persönlichkeitsstörungen im klinischen Kontext behandelbare Erkrankungen sind. Auf der anderen Seite gibt es aber Temperament und Persönlichkeitseigenschaften, die über lange Zeit stabil sind.
"Persönlichkeit ist etwas, was sich verändert."
Handlungsbedarf sieht Bastian Willenborg dann, wenn beim Gegenüber ein Leidensdruck entsteht, der nicht aus dem sozialen Umfeld an die Betroffenen herangetragen wird.
Zwei gegensätzliche Aspekte erlebt er in seinem Arbeitsalltag häufiger:
- zu viele Emotionen, zu wenige Emotionen
- zu viel Ordentlichkeit, zu wenig Ordentlichkeit
Bei ersterem empfiehlt der Psychotherapeut, sich das Spektrum genauer anzusehen. Da geht es um die Frage nach emotionaler Labilität beziehungsweise nach emotionaler Stabilität. Es lasse sich also fragen:
- Reagiere ich noch situationsangemessen?
- Respondiere ich auf meine Umgebung emotional, oder nicht?
Diese Fragen stehen auch bei völlig gesunden Menschen im Zusammenhang mit dem Selbstwert. Also der Bewertung der eigenen Fähigkeiten und Eigenschaften, definiert Bastian Willenborg. Für die professionelle und laienhafte Einschätzung des Selbstwertgefühls von außen werden häufig Persönlichkeitstests herangezogen.
ADP-4-Fragebogen für die Diagnose
Er selbst verwendet die sogenannten Big-Five-Tests eher ungern – sie kommen gelegentlich in Bewerbungsverfahren zum Einsatz. Im klinischen Zusammenhang greift Bastian Willenborg auf den frei zugänglichen ADP-4-Fragebogen zurück.
"Selbstwert ist sozusagen die Bewertung von sich selbst, seinen Eigenschaften und seinen Fähigkeiten."
Grundsätzlich ist Persönlichkeit etwas Veränderliches, erklärt Bastian Willenborg. "Veränderung ist grundsätzlich möglich, ist auch in bestimmten Lebensabschnitten wahrscheinlich", sagt er. Solche Veränderungen sind bis zum 30. Lebensjahr relativ normal und auch wieder im Alter.